La Divina Commedia Inferno Canto VIII Das Lied des Filippo Argenti Zeit: Sonntag, 26. März 1301 (Samstag, 9. April 1300): die ersten Stunden Ort: Kreis V: Jähzornige und Träge Stadtmauern des Dite Personen: Dante, Virgilio, Flegiàs, Filippo Argenti, Dämonen © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)
1 Io dico, seguitando, ch’assai prima 2 6 9 che n i f ssimo al piè de l’alta t rre, 2.3 6 8 3 li cchi n stri n’andar su o a la cima 1 3 (6) 7 per due fiamm tte che i ved mmo p rre, 2 4 8 e un’altra da lungi r nder c nno, 3 6 8 6 tanto ch’a p na il pot a l’ cchio tòrre. 1 4 (7) 8 E io mi v lsi al mar di tutto ’l s nno; (2) 4 6 8 dissi: «Qu sto che dice? e che risp nde 1 3 6 (8) 9 qu ll’ altro f co? e chi son qu i che ’l f nno?». (2) 4 7 8 Ed !lli"a me: «Su per le s#cide$%nde 2 4 5 8 già sc&rgere pu'i qu(llo che s’asp)tta, 1 2 5 6 12 se ’l fummo del pantan n*l ti nasc+nde». 2 6 7 C,rda non pinse mai da sé sa-.tta 1 4 6 8 che sì corr/sse via per l’0ere 1n2lla, 2.4 6 8 15 com’ io vidi3una nave picciol4tta 3 6 venir per l’acqua v5rso n6i7in qu8lla, 2 4 6 8 s9tto ’l gov:rno d’un s;l gale<=to, 1 4 7 18 che gridava:>«?r s@’ giunta,Aanima fBlla!». 3 4 6 7 «Flegïàs, Flegïàs, tu gridiCa vòto», 3 6 8 disse lo mio segnDre,E«a quFsta vGlta: 1 6 (8) 21 più non ciHavrai che sIl passandoJil lKto». 1 4 6 8 Qual è colui che grandeLingannoMascNlta 2 4 6 8 che li sia fatto,Oe pPi se ne rammarca, 3 4 6 24 fQcesi Flegïàs ne l’iraRaccSlta. 1 6 8 Lo duca mio discTUe ne la barca, 2 4 6 e pVi mi fWceXintrareYapprZsso lui; 2 4 6 8 27 e s[l quand’ io fui d\ntro parve carca. 2 4 6 8
2 Ich fahre fort und sage: lang bevor wir an den Fuß des hohen Turms gelangten, 3 erhoben unsre Augen sich zur Zinne, weil plötzlich dort zwei Flämmchen leuchteten, auf die herüber gleich ein andres winkte, 6 so ferne, daß man’s kaum gewahren konnte. Und ich, zum Meister weltenweiter Weisheit mich wendend, frug: »Was soll das heißen? und 9 des andern Feuers Antwort? und wer macht das?« Er sprach: » Was man erwartet, kannst du gleich dort auf den trüben Wellen kommen sehen, 12 wenn nicht der Schwaden überm Sumpf es hindert.« Von eines Bogens Sehne abgeschnellt, hat nie so rasch ein Pfeil die Luft durchschnitten 15 wie jetzt ein Schifflein übers Wasser flog zu uns durch eines einzgen Rudrers Schwung, 18 der rief: »Jetzt hab ich dich, verruchte Seele!« Am falschen Platze, Phlegyas, schreist du; diesmal hast du’s verfehlt«, erwidert ihm mein Führer, 21 »nur über diesen Sumpf darfst du uns bringen.« Wie einer, der gar sehr betrogen wurde, sich heftig ärgert, wenn er’s hören muß, 24 so grimmig ward dem Phlegyas zumute. Mein Führer stieg hinab zu ihm ins Schifflein, bedeutet’ mir, daß ich ihm folgen sollte, 27 und erst als ich hineintrat, schien’s belastet.
3 T]sto che ’l duca^e_io nel l`gno fui, 1 4 6 8 segando se ne va l’antica prara 2 6 8 30 de l’acqua più che non subl con altrui. 2 4 7 Mcntre ndi corravam la merta gfra, 1.3 6 8 dinanzi mi si fgcehun piin di fango, 2 6 7 8 33 e disse: «Chi sj’ tu che viknilanzimnra?». 2 6 8 9 Eoiopa lui: «S’i’ vqgno, non rimango; 2 4 6 ma tu chi sr’, che sì ss’ fatto brutto?». 2 4 6 8 36 Risputue: «Vvdi che swn un che piango». 2 4 8 Exioya lui: «Con piangereze con lutto, 2 4 6 spirito malad{tto, ti rimani; 1 6 39 ch’i’ ti con|sco,}anc~r se lrdo tutto». 4 6 8 Allor disteal lgno ambo le mani; 2 4 6 7 per che ’l mastroaccrto lo sospinse, (2) 4 6 42 dicndo: «Via costà con lialtri cani!». 2 4 6 8 Lo cllo pi con le braccia mi cinse; 2 4 7 bascimmi ’l vltoe disse:«Alma degna, 2 4 6 7 45 benedtta coli che ’n te s’incinse! 3 6 8 Qui fual mndo persnaorgoglia; 1 4 7 bontà non è che sua memria frgi: 2 4 8 48 così s’è l’ mbra sua qui furï¡¢a. 2 4 6 7 Quanti si t£gnon ¤r là sù gran r¥gi 1 4 6 8 che qui staranno c¦me p§rci¨in brago, 2 4 6 8 51 di sé lasciando©orribili disprªgi!». 2 4 6 E«io: «Ma¬stro, m®lto sar¯i vago 2 4 6 9 di ved°rlo±attuffare²in qu³sta br´da 3 6 (8) 54 prima che nµi¶uscissimo del lago». 1 4 6
4 Da es uns beide aufgenommen hatte, begann sofort sein alter Kiel zu pflügen, 30 doch diesmal tiefer in der Flut als sonst. Indes wir durch das tote Rinnsal fuhren, reckte sich einer schlammbedeckt nach mir. 33 »Wer bist du«, sprach er, »der zur Unzeit kommt?« Und ich: »Ich komme, doch ich bleibe nicht. Wer bist denn aber du und bist so schmutzig?« 36 »Bin einer«, sagt er, »wie du siehst, der weint.« Und ich zu ihm: »Mit Weinen denn und Klagen, vermaledeiter Geist, bleib, wo du bist! 39 Ich kenne dich durch deinen Dreck hindurch!« Da griff mit beiden Händen er ans Schiff, doch hurtig stieß mein Meister ihn hinab 42 und rief: »Zurück zu deinen Hundsgesellen!« Sodann umschlang er mich mit seinen Armen, die Stirne küßt er mir und sprach: »Gesegnet 45 die Frau, die dich gebar, du edler Trotz! Ein aufgeblasner Mensch war jener einst, und etwas Gutes kennt man nicht von ihm, 48 drum ist sein Geist hier unten so voll Wut. – Es dünkt sich mancher droben königlich, der dann im Schlamm hier endigt, wie die Schweine, 51 und nichts als Haß und Schande hinterläßt.« »Meister«, sprach ich, »es wär mir eine Freude, in diese Suppe ihn getunkt zu sehen, 54 gleich jetzt, bevor wir diesen See verlassen.«
5 Ed ·lli¸a me:¹«Avante che la prºda 2 4 6 ti si lasci ved»r, tu sarai sazio: 3 6 (7/9) 57 di tal di¼ïo convi½n che tu g¾da». 2 4 7 D¿po ciò pÀco vid’ io quÁllo strazio 1 4 7 (8) far di costuiÂa le fangÃÄe gÅnti, 1 4 8 60 che DioÆancÇr ne lÈdoÉe ne ringrazio. 2 4 6 Tutti gridavano:Ê«A FilippoËArgÌnti!»; 1 4 8 e ’l fiorentino spirito biÍÎarro 4 6 63 in sé medÏÐmo si volvÑa cÒ’ dÓnti. 2 4 8 QuiviÔil lasciammo, che più non ne narro; 1 4 7 8 ma ne l’orÕcchie mi percÖsse×un duØlo, 4 8 66 per ch’ioÙavante l’ÚcchioÛintÜnto Ýbarro. 2 4 6 8 Lo buÞn maßàstro disse:á«Omai, figliuâlo, 4 6 8 s’apprãssa la città c’ha näme Dite, 2 6 8 69 cåi gravi cittadin, cæl grande stuçlo». 2 6 8 Eèio: «Maéêstro, già le sue meschite 2 4 6 làëìntro círte ne la valle cîrno, 2 4 8 72 vermiglie cïme se di fðcoñuscite 2 4 8 fòssero».óEd ôi mi disse:õ«Il föco÷ettørno 1 4 6 8 ch’ùntro l’affúca le dimûstra rüsse, 1 4 8 75 cýme tu vþdi in qu sto basso inf rno». 1 4 6 8 N i pur giugn mmo d ntro a l’alte f sse 1 4 6 8 che vallan qu lla t rra sconsolata: 2 4 6 78 le mura mi par an che f rro f sse. 2 6 8 Non sanza prima far grande aggirata, 2 4 7 venimmo in parte d ve il nocchi r f rte 2 4 6 9 81 «Usciteci», gridò: «qui è l’intrata». 2 6 7
6 Und er zu mir: »Noch ehe du das Ufer erblicken kannst, sollst du gesättigt sein, 57 denn dieser Wunsch ist die Erfüllung wert.« Nicht lange währt’ es, und ich durfte sehen, wie ihn die Sumpfbewohner so zerfleischten, 60 daß ich noch heute meinem Schöpfer danke. »Philipp Argenti, packt ihn!« schrien alle, und dieser tolle Florentiner Geist 63 zerbiß mit seinen eignen Zähnen sich. Wir ließen ihn, und mehr bericht ich nicht; doch schmerzhaft dröhnten plötzlich mir die Ohren. 66 Mit aufgerissnen Augen späht ich vorwärts. Der wackre Meister sprach: »Mein Sohn, es naht jetzo die Stadt, die vielbevölkerte, 69 des Dis mit ihren schwerbedrängten Bürgern.« Und ich: »Schon kann ich, Meister, klar erkennen die Minarette dort im Grund des Tales, 72 die rötlich wie aus einem Brandherd ragen.« »Das ewige Feuer in der untern Hölle«, erklärt er mir, »durchglüht sie so von innen, 75 daß sie dir rot erscheinen, wie du siehst.« Wir kamen endlich an die tiefen Gräben, die diesen trostlosen Bezirk umreißen, 78 und eisern schauten seine Mauern aus. Wir fuhren erst noch einen großen Bogen bis zu der Stelle, wo der Schiffer heftig 81 uns anschrie: »Steiget aus! Hier ist der Eingang.«
7 Io vidi più di mille in su le p rte 2 4 6 da ci l piovuti, che st zzo am nte 2 4 7 84 dic an: «Chi è costui che sanza m rte 2 3/4 6 8 va per lo r gno de la m rta g!nte?». 1 4 8 E ’l savio mio ma"#stro f$ce s%gno 2 4 6 8 87 di vol&r l'r parlar segretam(nte. 3 4 6 Allor chiu)ero*un p+co,il gran di-d.gno 2 3 6 8 e disser: «Vi/n tu s0lo,1e qu2i s3n vada 2 4 6 8 90 che sì4ardito5intrò per qu6sto r7gno. 2 4 6 8 S8l si rit9rni per la f:lle strada: 1 4 8 pru;vi, se sa; ché tu qui rimarrai, 1 4 6.7 93 che li<ha’=isc>rta sì bu?ia contrada». 2 4 7 P@nsa, lettAr, seBio mi sconfortai 1 4 6 nel suCn de le parDle maladEtte, 2 6 96 ché non credFtti ritornarci mai. 4 8 «G caro duca mio, che più di sHtte 2/4 6 vIlte m’hai sicurtà rendutaJe tratto 1 3 6 8 99 d’alto periglio che ’ncKntra mi stLtte, 1 4 7 non mi lasciar», diss’ io, «coMì disfatto; 4 6 8 e se ’l passar piùNOltre ciPè negato, 4 6 (8) 102 ritroviam l’Qrme nRstreSinsiTme ratto». 3 4 6 8 E quUl segnVr che lì m’avWa menato, 4 6 8 mi disse: «Non temXr; ché ’l nYstro passo 2 6 8 105 non ci può tòrreZalcun: da tal n’è dato. 4 6 8 Ma qui m’att[ndi,\e lo spirito lasso 2 4 7 conf]rta^e ciba di speranza bu_na, 2 4 8 108 ch’i’ non ti lascerò nel m`ndo basso». 2 6 8
8 Schon drängten sich am Stadttor mehr als tausend gestürzte Himmelssöhne, die gereizt: 84 »Wer ist das?« zischelten, »der ohne Tod in unserm Totenreiche sich ergeht?« Mein weiser Meister aber machte Zeichen, 87 daß er geheim mit ihnen sprechen wollte, worauf sich die Empörung etwas legte. »Komm du allein, der andre soll sich trollen, 90 der hier so keck herabstieg«, meinten sie. »Mag er den tollen Weg zurück allein versuchen, wie er kann, und du bleibst hier, 93 der ihm der Führer warst im nächtigen Land.« Du kannst dir denken, Leser, wie verzagt ich dastand, als die Teufelsrede laut ward, 96 denn niemals glaubt ich wieder heim zu kommen. »Mein lieber Führer, mehr als siebenmal hast du beschützt mich, hast du mich gerettet 99 in hoher Fährlichkeit, die mir begegnet. Verlaß mich hier nicht«, flehte ich, »so hilflos. Und wenn man uns das Weitergehn verwehrt, 102 so wenden wir uns beide schnell zurück!« Der Edle, der bis hierher mich gebracht, erwiderte: »Sei ohne Furcht, denn keiner 105 kann dieses Weges Hochgeschenk uns rauben. Erwarte hier mich, fasse Mut und stärke mit guter Hoffnung deinen müden Geist. 108 Verlassen werd’ ich dich hier unten nicht.«
9 Coaì sen va,be quivi m’abbandcna 2 4 6 lo ddlce padre,eefio rimagnogin fhrse, 2 4 6 8 111 che sìie nj nel capo mi tencikna. 2 4 6 Udir non pltti qumllo ch’a lnr porse; 2 4 6 9 mapqi non strtte là con sssi guari, 2 4 6 8 114 che ciascun dtntroua pruvva si ricwrse. 3 4 6 Chiuxer le pyrte quz’ n{stri|avversari 1 4 7 nel p}tto~al mio segnr, che fur rimae 2 6 8 117 e rivlsesia me con passi rari. 3 6 8 Li cchia la trrae le cigliaava rase 1 4 7 d’gne baldanza,e dica n’ sospiri: 1 4 7 120 «Chi m’ha negate le dolnti case!». 1 4 8 Ea me disse: «Tu, perch’ io m’adiri, 3 4 6 8 non bigottir, ch’io vincerò la prva, 4 5 8 123 qual ch’a la difensin dntro s’aggiri. 1 6 7 Qusta lr tracotanza non è nva; 1 3 6 ché già l’uaroa mn segrta prta, 2 4 6 8 126 la qual sanza serrameancr si trva. 2 3 6 8 S vr’ ¡ssa vedestù la scritta m¢rta: 2 6 8 e già di qua da l£i disc¤nde l’¥rta, 2 4 6 8 129 passando per li c¦rchi sanza sc§rta, 2 6 8 tal che per lui ne f¨a la t©rraªap«rta». 1 4 6 8
10 So geht er hin, der väterliche Freund, gibt meinen Sinn der Ungewißheit preis. 111 Das Nein, das Ja, sie streiten sich in mir. Ich hörte nicht mehr, was er jenen bot, doch kaum war er ein Weilchen unter ihnen, 114 lief jeder schleunigst in die Stadt zurück. Sie schlugen meinem Führer vor der Brust die Tore feindlich zu, und ausgesperrt 117 stand er, und zögernd kam er mir zurück. Gesenkten Blicks und zwischen seinen Brauen nicht mehr die alte Keckheit, sprach er seufzend: 120 »Und diese sperren mir die Stadt der Schmerzen.« Sodann zu mir: »Verzag du nicht, wenn ich mich ärgere, denn diesen Strauß gewinn ich, 123 gleichviel, wer drinnen sich zur Abwehr tummelt. Nicht neu ist ihr vermessner Widerstand, sie übten ihn schon an dem obern Eingang, 126 der seither heut noch ohne Riegel klafft unter der düstern Inschrift, die du sahst. Und dort hindurch, den Hang hernieder schreitet 129 von Ring zu Ring und ohne Führer jetzt ein Mächtiger, vor dem die Schranke fällt.«
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