Inferno – Canto 7

La Divina Commedia Inferno Canto VII Das Lied vom Sumpf Stigia Zeit: Sonntag, 26. März 1301 (Samstag, 9. April 1300): kurz nach Mitternacht Ort: Kreis IV: Geizige und Verschwender Kreis V: Jähzornige und Träge Personen: Dante, Virgilio, Pluto © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 «P pe Satàn, p pe Satàn al ppe!», 1 4 5 8 cominciò Pluto con la v ce chi ccia; 3 4 8 3 e qu l savio gentil, che tutto s ppe, 3 6 8 disse per confortarmi: «Non ti n ccia 1 6 la tua pa ura; ché, pod r ch’ lli abbia, 4 6 8 9 6 non ci torrà lo sc nder qu sta r ccia». 4 6 8 P i si riv lse a qu lla ’nfiata labbia, (1) 4 6 8 e disse: «Taci, malad tto lupo! 2 4 8 9 consuma d ntro te con la tua rabbia. 2 4 6 Non è sanza cagi n l’andare al cupo: 2 3 6 8 vu lsi ne l’alto, là d ve Mich le 1 4 6 12 fé la vend tta del sup rbo strupo». 1 4 8 Quali dal v nto le gonfiate v le 1 4 8 caggiono avv lte, p i che l’alber fiacca, 1 4 6 8 15 tal cadde a t rra la fi!ra crud"le. 1 2 4 7 Così scend#mmo ne la quarta lacca, 2 4 8 pigliando più de la dol$nte ripa 2 4 8 18 che ’l mal de l’univ%rso tutto&insacca. 2 6 8 Ahi giustizia di Dio! tante chi stipa 1 3 6 7 n've travaglie(e p)ne quant’ io viddi? 1 4 6 8/9 21 e perché nostra c*lpa sì ne scipa? 3 4 6 8 C+me fa l’,nda là s-vra Cariddi, 1 4 6 7 che si frange con qu.lla/in cui s’int0ppa, 3 6 8 24 co1ì convi2n che qui la g3nte riddi. 2 4 6 8 Qui vid’ i’ g4nte più ch’altr5ve tr6ppa, 1 4 6 8 e d’una parte7e d’altra, con grand’ urli, 4 6 9 27 voltando p89i per f:rza di p;ppa. 2 4 7

2 »Pape Satan, pape Satan aleppe«, schrie uns mit heisrer Stimme Plutus an. 3 Der edle allverstehnde Weise aber beruhigte mich: »Erschrecken laß dich nicht. Nur keine Furcht! Mit aller seiner Macht 6 kann er den Abstieg hier dir nicht verwehren!« Zu dem geschwollnen Maulwerk hin sodann sprach er: »Schweig still, verfluchtes Tier, und friß 9 die Wut, die dich verzehrt, in dich hinein! Mit gutem Grunde steigen wir zur Tiefe, so will man’s droben, wo Sankt Michael 12 den frevlerischen Aufruhr hat bestraft.« Wie pralle, windgeschwellte Segel plötzlich zusammensinken, wenn der Mastbaum bricht, 15 so fiel das grimme Ungetüm zu Boden. Wir stiegen zu dem vierten Höllenrande hinab und weiter an dem Abhang hin, 18 der alles Sündenweh der Welt umfaßt. Gottes Gerechtigkeit! Wie häuften sich die neuen Qualen, Strafen, die ich sah! 21 Kann so die eigne Schuld uns elend machen? Wie Meeresfluten aufeinanderprallen und wirbeln in der Enge der Charybdis, 24 so treibt es hier im Kreis die Menschen um. Ein Haufen Leute ballte sich zusammen und teilte sich nach rechts und links, sie brüllten 27 und wälzten Lasten mit gestemmter Brust,

3 Percot<ansi ’nc=ntro;>e p?scia pur lì 3 6 8 si rivolg@a ciascun, voltandoAa rBtro, 4 6 8 30 gridando: «Perché tiCni?»De «Perché burli?». 2 5 6 9 Così tornavan per lo cErchio tFtro 2 4 8 daGHgne manoIa l’oppJKito punto, 2 4 7 33 gridandosiLanche lMroNontOPo mQtro; 2 4 6 8 pRi si volgSa ciascun, quand’ Tra giunto, 1 4 6 (8) per lo suo mUVWo cXrchioYa l’altra giZstra. 4 6 8 36 E[io, ch’av\a lo c]r qua^i compunto, 2 4 6 7 dissi: «Ma_`stro mio,abr mi dimcstra 1 4 6 7 che gdnteeè qufsta,ge se tutti fuhr chirci 2 4 7 39 qujsti chercutika la sinistra nlstra». 1 4 8 Ed mllina me: «Tutti quanti fuor guprci 2 4 5 7 9 sì de la mqnterin la vita primasia, 1 4 7 42 che con mitura nullo spundio fvrci. 4 6 8 Assai la vwce lxr chiaro l’abbayia, 2 4 6 7 quando vzgnono{a’ due punti del c|rchio 1 3 7 45 d}ve c~lpa contraria li dispaia. 1 3 6 Qu€sti fur ch‚rci, che non han copƒrchio 1 4 8 pil„ o†al capo,‡e papiˆe cardinali, 2 4 6 48 in cui‰uŠa‹avariziaŒil suo soprchio». (3) 6 EŽio: «Mastro, tra qu‘sti cotali 2 4 7 dovr’’“io b”n ricon•scere–alcuni 2/3 4 7 51 che furo—imm˜ndi di cot™sti mali». 2 4 8 Ed šlli›a me: «Vano pensiœroaduni: 2 4 5 8 la sconoscžnte vita cheŸi fé s zzi, 4 6 9 54 ad ¡gne conosc¢nza£¤r li fa bruni. 2 6 7

4 bis sie zusammenstießen, machten kehrt und schrien rückgewandt einander nach 30 zum Hohn: »Was hältst du’s fest? Was wirfst du’s weg?« und wälzten dann zurück im dunkeln Kreis nach links und rechts ihr Zeug zum Gegenpunkt, 33 wo jeder seinen Spottvers wiederholte. Dann legten sie den Halbkreis wiederum zurück und trafen sich zu neuem Strauß. 36 Mir tat’s im Herzen weh, ich bat den Meister: »Erkläre mir, was dies für Leute sind. Und waren diese alle Geistliche 39 zu unserer Linken dort, die Tonsurierten?« Und er: »Scheelsüchtigen Geistes allesamt in ihrem Erdenleben waren sie. 42 Das rechte Maß im Aufwand kannte keiner. Mit klaren Worten heulen sie sich’s zu, sooft sie hier und dort im Kreis sich treffen, 45 durch Gegensatz im Laster doch getrennt. Die Nächsten hier, mit abgeschornem Haar, sind Kleriker, sind Päpste, Kardinäle, 48 in denen gar soviel der Geiz vermag.« Ich sagte: »Meister, unter diesen sollte ich mehr als einen wohl erkennen, der 51 von solchem Laster sich beschmutzen ließ.« Doch er zu mir: »Du denkst Unmögliches. Ihr dumpfes Leben hat sie zugedeckt, 54 für jegliche Erkenntnis sind sie dunkel.

5 In ett¥rno verranno¦a li due c§zzi: 3 6 qu¨sti resurgeranno del sepulcro 1 6 57 col pugno chiu©o,ªe qu«sti c¬i crin m zzi. 2 4 6 9 Mal dare®e mal ten¯r lo m°ndo pulcro 2 6 8 ha t±lto l²ro,³e p´stiµa qu¶sta zuffa: 2 4 6 8 60 qual ·lla sia, par¸le non ci¹appulcro. 2 4 6 ºr pu»i, figliu¼l, ved½r la c¾rta buffa (1) 2 4 6 8 d’i b¿n che sÀn commÁssiÂa la fortuna, 2 4 6 63 per che l’umana gÃnte si rabuffa; 2 4 6 ché tutto l’Äro ch’è sÅtto la luna 2 4 7 e che già fu, di quÆst’ anime stanche 4 7 66 non poterÇbbe farne poÈareÉuna». 4 6 9 «MaÊËstro mio», diss’ io,Ì«Ír mi dìÎanche: 2 4 6 7 9 quÏsta fortuna di che tu mi tÐcche, 1 4 8 69 cheÑè, cheÒi bÓn del mÔndoÕha sì tra branche?». 2 4 6 8 E quÖlli×a me:Ø«Ùh creÚature sciÛcche, 2 4 (5) 8 quantaÜignoranzaÝè quÞlla che v’offßnde! 1 4 6 72 àr vá’ che tu mia sentânza ne ’mbãcche. 2 4 7 Colui lo cui savär tutto trascånde, 2 6 7 fæce li ciçlièe diè lér chi conduce 1 4 7 75 sì, ch’êgne parteëad ìgne parte splínde, 1 2 4 6 8 distribuîïndoðigualmñnte la luce. 4 7 Similemònteóa li splendôr mondani 4 8 78 ordinò general ministraõe duce 3 6 8 che permutasseöa t÷mpo li bøn vani 4 6 9 di gùnteúin gûnteüe d’unoýin altro sangue, 2 4 6 8 81 þltre la difensi n d’i s nni umani; 1 6 8

6 Sie eilen ewig hin und her zum Stoße. Dem Grab entsteigen sie dereinst, die einen 57 mit fester Faust, und kahlgerupft die andern. Im Geben und im Nehmen ohne Maß, verloren sie das Schönste, und nun zanken 60 sie hier sich derart, daß ich’s nicht mehr schildre. Betrachte dir, mein Sohn, den kurzen Spaß der irdschen Güter in Fortunas Hand, 63 um die das menschliche Geschlecht sich rauft. Denn alles Gold, das unterm Monde liegt und jemals lag, kann von den Müden allen 66 nicht einer Seele ihre Ruhe schaffen.« »Nun sag mir auch, mein Meister«, bat ich ihn, »diese Fortuna, die du mir erwähnst, 69 wieso nur raubt sie alle irdischen Güter?« Und er: »Ihr seid doch törichte Geschöpfe, und gar zu sehr beschränkt in eurem Wissen, 72 drum soll dir jetzt mein Spruch zugute kommen. Der Herr, des Weisheit alles übersteigt, erschuf die Himmel, Führer gab er ihnen, 75 daß jeder Körper jedem wieder strahle und gleich das Licht sich überall verteile; und ähnlich für den Glanz der Weltlichkeit 78 bestimmt er eine oberste Verwalterin, damit, wenn’s Zeit ist, eitler Reichtum wandre von Volk zu Volk, von einem Stamm zum nächsten, 81 und keine Menschensatzung es verhindre.

7 per ch’una g nte imp ra e l’altra langue, 4 6 8 segu ndo lo giudicio di cost i, 2 6 84 che è occulto c me in rba l’angue. 4 6 8 V stro sav r non ha contasto a l i: (1) 4 8 qu sta prov de, giudica, e pers gue 1 4 6 87 suo r gno c me il l ro li altri dèi. 2 4 6 8 Le sue permutazi n non hanno tri gue: (2) 6 8 necessità la fa sser vel ce; 4 7 90 sì sp!sso vi"n chi vic#nda cons$gue. 2 4 7 Qu%st’ è col&i ch’è tanto p'sta(in cr)ce 1/2 4 6 8 pur da col*r che le dovr+en dar l,de, 1 4 8 93 dandole bia-mo.a t/rto0e mala v1ce; 1 4 6 8 ma23lla s’è be4ata5e ciò non 6de: 2 6 8 con l’altre prime cre7ature li8ta 2 4 8 96 v9lve sua sp:ra;e be<ata si g=de. 1 4 7 >r discendiamo?omai@a maggiAr piBta; (1) 4 6 9 giàCDgne stElla cade che saliva 1 4 6 99 quand’ io mi mFssi,Ge ’l trHppo star si viIta». 2 4 6 8 Noi ricidJmmoKil cLrchioMa l’altra riva 1 4 6 8 sNvr’ una fOnte che bPlleQe rivRrsa 4 7 102 per un fossato che da lSi deriva. 4 8 L’acquaTUra buViaWassai più che pXrsa; 1 4 7 e nYi,Zin compagnia de l’[nde bige, 2 6 8 105 intrammo giù per una via div\rsa. 2 4 8 In la palude va c’ha n]me Stige 4 6 8 qu^sto tristo rusc_l, quand’ è disc`ao 1 3 6 8 108 al piè de le maligne piagge grige. 2 6 8

8 So kommt’s, daß Völker auf- und untergehn, die Herrschaft wechselnd nach dem Spruch Fortunas, 84 die heimlich lauert, wie im Gras die Schlange. Was helfen eure Künste gegen sie! Sie plant, sie richtet, sie vollbringt ihr Werk 87 als echte Göttin, frei in ihrem Reiche, ihr Wandlungswille duldet keinen Stillstand, Notwendigkeit beflügelt ihre Schritte, 90 und immer drängen neue Kräfte nach. Sie ist es, die so oft ans Kreuz gewünscht, anstatt gelobt wird und bedankt von Leuten, 93 die sehr zu Unrecht auf sie schmähn und fluchen. Sie hört es nicht in ihrer Seligkeit, im Schwesternkreise urerschaffner Wesen 96 erfreut sie sich und spielt mit ihrer Kugel. Wir steigen nun zu tiefren Leiden nieder. Schon sinken all die Sterne, die sich hoben 99 bei meinem Aufbruch, und wir müssen weiter.« Wir schritten durch den Kreis zum andern Hang, wo unter uns ein Quell entspringt und kochend 102 in einen Graben stürzt, den er sich höhlt, ein Wasser, düsterer als Purpur ist. Wir folgten seinem nächtigen Wellengang 105 hinab auf einem sonderlichen Weg. Und schließlich bildet dieser Unglücksfluß im Tal, am Fuß der schroffen, grauen Wände 108 sich stauend, einen Sumpf, genannt der Styx.

9 Ebio, che di mirare stavacintdeo, 2 6 8 vidi gfnti fanggheiin quel pantano, 1 3 6 111 ignude tutte, con sembiantejoffklo. 2 4 8 Qumste si percotnan non pur con mano, 1 6 7.8 ma con la tostape col pqttore csi pitdi, 4 7 114 troncandosi cu’ dvntiwa branoxa brano. 2 6 8 Lo buyn maz{stro disse: «Figlio,|}r v~di 2 4 6 8 (9) l’anime di colr cui vinse l’ira; 1 6 8 117 e€anche v’ che tu per c‚rto crƒdi 2 4 6 8 che s„tto l’acqua è g†nte che sospira, 2 4 6 e fanno pullular qu‡st’ acquaˆal summo, 2 6 8 120 c‰me l’Šcchio ti dice,‹u’ che s’aggira. 1 3 6 (7) Fitti nel limo dicon: “Tristi fummo 1 4 6 8 ne l’Œere dlce che dal sŽl s’allegra, 2 4 8 123 portando dntroaccido fummo: 2 4 8 “r ci”attristiam ne la bell•tta n–gra”. 1 4 8 Qu—st’ inno si gorg˜glian ne la str™zza, 2 6 126 ché dir nšl p›sson con parœlaintžgra». 2 4 8 CoŸì girammo de la l rda p¡zza 2 4 8 grand’ arco, tra la ripa s¢cca£e ’l mézzo, 2 6 8 129 con li¤¥cchi vòlti¦a chi del fango§ing¨zza. 2 4 6 8 Venimmo©al piè d’una tªrre«al da s¬zzo. 2 4 7

10 Ich schaute aufmerksam hinab und sah im Kot und Moor beschmutzte, nackte Menschen. 111 Die sahen aus, als hätt’ man sie beleidigt und schlugen aufeinander los mit Fäusten und stießen sich mit Kopf und Brust und Füßen 114 und rissen mit den Zähnen sich in Fetzen. Der gute Meister sprach: »Mein Sohn, hier siehst du die Seelen der von Jähzorn Übermannten. 117 Und außerdem, du kannst mir’s sicher glauben, sind unten in dem Sumpfe auch noch Menschen. Von ihren Seufzern steigen Blasen auf 120 und wimmeln, schau nur, auf der ganzen Fläche. Im Schlamm bekennen sie’s: wir waren grämlich in milden, sonndurchglänzten Lüften droben 123 und hegten Mißmutwolken im Gemüt. Und jetzt verdrießt der schwarze Pfuhl uns hier. In ihrem Schlund vergurgelt sich die Hymne, 126 sie kann in klaren Worten nicht heraus.« Wir schritten um den Pfuhl ein gutes Stück am Ufer zwischen Naß und Trocken hin, 129 den Blick gerichtet auf die Schlammverschlucker und hielten vor der Mauer eines Turmes.

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