La Divina Commedia Inferno Canto XVII Das Lied des Gerione Zeit: Sonntag, 26. März 1301 (Samstag, 9. April 1300): der Morgendämmerung entgegen Ort: Kreis VII – Gruppe III: Gewalttätige gegen Gott, die Natur/Kunst (Gotteslästerer, Sodomiten, Wucherer) Personen: Dante, Virgilio, Gerione, Reginaldo degli Scrovegni, Catello dei Gianfigliazzi, einer der Familie der Obriachi © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)
1 « cco la fi ra con la c da aguzza, 1 4 8 che passa i m nti e r mpe i muri e l’armi! 2 4 6 8 3 cco col i che tutto ’l m ndo appuzza!». 1 4 6 8 Sì cominciò lo mio duca a parlarmi; (1) 4 7 e accenn lle che venisse a pr da, 4 8 6 vicino al fin d’i passeggiati marmi. (2) 4 8 E qu lla s zza imagine di fr da (2) 4 6 s n v nne, e arrivò la t sta e ’l busto, 2 6 8 9 ma ’n su la riva non trasse la c da. 4 7 La faccia sua !ra faccia d’u"m giusto, 2 4 5 7 (9) tanto benigna#av$a di fu%r la p&lle, 1 4 6 8 12 e d’un serp'nte tutto l’altro fusto; 4 6 8 due branche(av)a pil*+e,insin l’asc-lle; 2 4 6 8 lo d.sso/e ’l p0tto1e2ambedue le c3ste 2 4 8 15 dipinti4av5a di n6di7e di rot8lle. 2 4 6 Con più col9r, somm:sse;e sovrap<ste 2 4 6 non f=r mai drappi Tartari né Turchi, 2/3 4 6 18 né fu>r tai t?le per Aragne@impAste. (2) 4 8 CBme talvClta stannoDa rivaEi burchi, 1 4 6 8 che parte sFnoGin acquaHe parteIin tJrra, 2 4 6 8 21 e cKme là tra li TedLschi lurchi (2) 4 8 lo bMvero s’assNttaOa far sua guPrra, 2 6 8 coQì la fiRra pSssima si stava (2) 4 6 24 su l’Trlo ch’è di piUtraVe ’l sabbiWn sXrra. 2 6 9 Nel vano tutta sua cYda guizzava, 2 4 7 torcZndo[in sù la venen\]a f^rca 2 4 8 27 ch’a gui_a di scorpi`n la puntaaarmava. 2 6 8
2 »Sieh da, das Untier mit dem spitzen Schweif, das über Berge, Mauern, Festungswerke 3 hereinbricht und die ganze Welt verpestet«, begann zu mir der Führer; und der Bestie bedeutete er, näher an das Ufer 6 bis an des Steindamms Ende herzukommen. Das ekelhafte Bild des Truges nahte, schob seinen Kopf und Oberleib an Land, 9 nur mit dem Schweife blieb’s dem Ufer fern. Hatt’ ein Gesicht wie Biedermanns Gesicht, gar gütig anzuschaun, von zarter Haut, 12 der überige Leib war eine Schlange. Zwei Tatzen hatt’ es, haarig bis zur Achsel, auf Brust und Rücken und an beiden Seiten 15 war’s ganz bemalt mit Knoten und mit Ringlein, und Untergrund und Zeichnung farbenreicher als Tücher von Tataren oder Türken 18 oder Gewebe von Arachnes Kunst. Wie Kähne, manchmal angelegt am Strande, noch halb im Wasser, halb schon auf dem Trocknen, 21 und wie bei den gefräßigen Teutonen der Biber für die Lauer sich zurechtlegt, so stützte sich das böse Ungetüm 24 am Steindamm auf, der um das Sandfeld läuft, indes sein großer Schweif im Leeren schnellte und aufwärts bog den giftigen Doppelstachel, 27 wie seine spitze Waffe der Skorpion.
3 Lo duca disse:b«cr convidn che si terca 2 4 5 7 la nfstra viagun phcoiinsinoja quklla 2 4 6 8 30 blstia malvagia che colà si cmrca». 1 4 8 Però scendnmmooa la dpstra mammqlla, 2 4 7 e dirce passi fsmmotin su lo strumo, 2 4 6 33 per bvn cessar la rwnaxe la fiammylla. (2) 4 6 E quando nzi{a l|i venuti s}mo, 2 4 6 8 p~co piùltre vggioin su la rna (1) 4 6 36 gnte sed r propinquaal lco scmo. 1 4 6 8 Quivi ’l mastro:«Acciò che tutta pina 1 4 6 8 esperïnza d’sto girn prti», 4 (6) 9 39 mi disse, «va,e vdi la lr mna. 2 4 6 9 Li tui ragionamnti san là crti; 2 6 9 mntre che trni, parlerò con qusta, (1) 4 8 42 che ne concdai sui meri forti». 4 7 Co¡ì¢anc£r su per la str¤ma t¥sta 2 4 5 8 di quel s¦ttimo c§rchio tutto s¨lo 3 6 8 45 andai, d©ve sedªa la g«nte m¬sta. 2 3 6 8 Per li ®cchi f¯ra scoppiava l°r du±lo; 2 4 7 di qua, di là soccorr²en con le mani 2 4 7 48 quando³a’ vap´ri,µe quando¶al caldo su·lo: 1 4 6 8 non altrim¸nti fan di state¹i cani 4 6 8 ºr c»l c¼ffo½¾r c¿l piè, quando sÀn mÁrsi 1 3 4 6 7 51 o da pulciÂo da mÃscheÄo da tafani. 3 6 PÅi che nel viÆoÇa cÈrti liÉÊcchi pËrsi, 1 4 6 8 nÌ’ quali ’l dolorÍÎo fÏco casca, 2 6 8 54 non ne conÐbbiÑalcun; maÒio m’accÓrsi (1) 4 6 8
4 Der Führer sagte: »Eine kleine Schwenkung ist nötig, daß wir dort hinüber kommen, 30 wo sich die tückische Bestie hingestreckt hat.« So stiegen wir zur rechten Hand hinab, gingen am Rande hin, zehn Schritte nur, 33 den Flammenregen und den Sand zu meiden, und, bei der Bestie angelangt, erblickt ich, im Sande etwas weiter drüben sitzend, 36 nahe dem Abgrund, eine Gruppe Menschen; worauf der Meister zu mir sprach: »Auf daß von diesem Ring du eine volle, ganze Erfahrung mit dir nehmen kannst, 39 geh hin und schau dir ihr Gebaren an, jedoch laß dich in lange Reden dort nicht ein. Ich spreche, bis du wiederkommst, mit diesem; 42 es soll uns seine starken Schultern leihn.« So ging ich denn noch bis ans End des Randes in diesem siebten Kreise ganz allein 45 zu Menschen, die in ihrer Trübsal saßen. Hervor aus ihren Augen brach der Jammer, mit Händen wehrten sie sich da und dort 48 gegen die Glut des Regens und des Sandes behende, wie die Hunde tun im Sommer mit Schnauze und mit Pfote, wenn von Flöhen, 51 von Mück und Bremsen sie gestochen werden. Ich richtete mein Aug dem ein und andern ins Angesicht unter der Feuertraufe, 54 doch kannt’ ich keinen, aber ich bemerkte,
5 che dal cÔlloÕa ciascun pendÖa×una tasca 3 6 8 ch’avØa cÙrto colÚreÛe cÜrto sÝgno, 2 3 6 8 57 e quindi par che ’l lÞroßàcchio si pasca. 2 4 (6) 7 E cám’ io riguardando tra lâr vãgno, 3 6 (9) in una bärsa gialla vidiåaæçurro 4 6 8 60 che d’un leèéneêavëa facciaìe contígno. (2) 4 6 7 Pîi, procedïndo di mio ðguardoñil curro, 1 4 8 vidineòun’altra cóme sangue rôssa, 1 4 6 8 63 mostrandoõun’öca bianca più che burro. 2 4 6 (8) E÷un che d’una scrøfaùaúûurraüe grýssa 2 6 8 segnatoþav a lo suo sacch tto bianco, 2 4 (6) 8 66 mi disse: «Che fai tu in qu sta f ssa? 2 5 6 (8) r te ne va; e perché s ’ vivo anco, 1 4 7 9 sappi che ’l mio vicin Vitalïano 1 (4) 6 69 sederà qui dal mio sinistro fianco. 3 4 (6) 8 Con qu sti Fiorentin s n pado ano: 2 6 (7) sp sse fïate mi ’ntr nan li or cchi 1 4 7 72 gridando: “V gna ’l cavali r sovrano, 2 4 8 che recherà la tasca con tre b cchi!”». 4 6 (9) Qui dist rse la b cca e di fu r trasse (1) 3 6 9 75 la lingua, c me b e che ’l na o l cchi. 2 4 6 8 E io, tem ndo n ’l più star crucciasse 2 4 6/7 8 lui che di p co star m’av a ’mmonito, 1 (4) 6 8 78 torn!’mi"in di#tro da l’anime lasse. 2 4 7 Trov$’%il duca mio ch’&ra salito 2 4 6 7 già su la gr'ppa del fi(ro)animale, 1 4 7 81 e disse*a me:+«,r s-e f.rte/e0ardito. 2 4 5 7
6 daß jeglichem am Halse eine Börse mit eigner Farb und eigner Zeichnung hin, 57 woran sich offenbar ihr Auge weidet. Und wie ich spähend zwischen ihnen umgeh, sah ich auf gelber Börse dunkelblau 60 etwas, das einem Löwen ähnelte. Sodann ließ ich die Blicke weiterschweifen, entdeckte eine andre, blutig rot 63 mit einer Gans darauf, so weiß wie Butter. Und einer, dem ein weißes Säckchen anhing mit einem blauen Mutterschwein darauf, 66 fragte: »Was suchst du hier in unsrer Mulde? Geh weg! und weil du noch am Leben bist, sollst wissen, daß mein Nachbar Vitaliano 69 hier bald zu meiner Linken sitzen muß. Bin ein Paduaner unter Florentinern, die oft mein Ohr beleidigen und schreien: 72 wann kommt nun endlich der erlauchte Ritter, der die drei Schnäbel auf dem Beutel trägt?« Er sprach’s, verzog den Mund und zeigt die Zunge, 75 wie Ochsen, wenn sie sich die Nase lecken. Und ich, damit der Führer mir nicht zürne, der mich gemahnt hatte, nur kurz zu bleiben, 78 verließ nun diese armen Seelen und zurück zum Meister ging ich, wie er schon den Leib des Ungetüms bestiegen hatte. 81 Er sagte mir: »Jetzt fasse Kraft und Mut!
7 Omai si sc1nde per sì fatte scale; 2 4 8 m2nta dinanzi, ch’i’ v3glio45sser m678o, 1 4 7 8 84 sì che la c9da non p:ssa far male». (1) 4 7 (9) Qual è colui che sì pr;sso<ha ’l ripr=>?o (1) 4 7 (8) de la quartana, c’ha già l’unghie @mArte, 4 (7) 8 87 e triBma tutto pur guardando ’l rCDEo, 2 4 6 8 tal divFnn’ ioGa le parHle pIrte; 1 4 8 ma vergJgna mi fé le sue minacce, 3 6 8 90 cheKinnanziLa buMn segnNr fa sOrvo fPrte. 2 4 6 8 I’ m’assettaiQin su quRlle spallacce; 1 4 7 sì vSlli dir, ma la vTce non vUnne 1/2 4 7 93 cVm’ io credWtti: ‘Fa che tu m’abbracce’. 2 4 6 8 MaXYsso, ch’altra vZlta mi sovv[nne 2 4 6 ad altro f\rse, t]sto ch’i’ montai 2 4 6 96 con le braccia m’avvinse^e mi sost_nne; 3 6 e disse: «Gerï`n, mavitibomai: 2 6 7 le rcte larghe,de lo scender sia pfco; 2 4 7 (9) 99 pgnsa la nhva sima che tujhai». 1 (4) 6 Ckme la naviclllamnsce di loco 1 6 7 in diptroqin dirtro, sì quindi si tslse; 2 4 6 7 102 e pti ch’al tutto si sentìua givco, 2 4 8 là ’v’ wra ’l pxtto, la cyda rivzlse, 1 2 4 7 e qu{lla t|}a, come~anguilla, msse, (2) 4 8 105 e con le branche l’erea sé racclse. 4 6 8 Maggir paura non cr do che fsse 2 4 7 quando Fetnteabbandonò li frni, 1 4 8 108 per che ’l cil, cme pareancr, si csse; 3 4 6 8
8 So ist die Treppe, die uns abwärts führt. Steig vorne auf, ich will dazwischen sitzen, 84 so kann des Schweifes Spitze dir nichts tun.« Wie einen Fieberkranken, den nun gleich der Frost befällt, daß er mit blauen Nägeln 87 erzittert, wenn er etwas Schattiges sieht, so wurde mir bei dieser Worte Klang; doch schüchterte ein Schamgefühl mich ein, 90 das wackern Herren stramme Diener schafft. Ich setzte mich auf Ungeheuers Schultern, ich wollte sprechen, doch die Stimme kam nicht, 93 und etwa sagen: halt mich, bitte, fest! Er aber, der mir schon einmal geholfen in hoher Fährlichkeit, umschlang, sobald 96 ich aufstieg, fest mit beiden Armen mich und sagte: »Geryon, rege dich! Flieg ab in weiten Kreisen und in sachtem Abstieg! 99 Gib acht auf deine ungewohnte Last!« Wie sich ein Kahn von seinem Strande rückwärts und immer rückwärts gleitend löst, tat Geryon, 102 bis er sich ganz in freiem Spielraum fühlte. Wo seine Brust war, wandt’ er nun den Schweif und reckte und bewegt’ ihn wie ein Aal, 105 und mit den Tatzen griff er nach der Luft. Viel größer konnte wohl die Furcht nicht sein, die Phaëthon empfand, als ihm die Zügel 108 entglitten zu des Himmels ewigem Schaden,
9 né quandoIcaro miero le rni (1.2) 3 6 sentì spennar per la scaldata cra, 2 4 8 111 gridandoil padrea lui «Mala via tini!», 2 4 6 (7) 9 che fu la mia, quando vidi ch’i’ra (2) 4 5 7 ne l’ere d’gne parte,e vidi spnta 2 (4) 6 (8) 114 gne veduta fur che de la fra. 1 4 6 lla s n va notando l¡nta l¢nta; 1 4 6 8 r£ta¤e disc¥nde, ma non me n’acc¦rgo 1 4 (7) 117 se non che§al vi¨o©e di sªtto mi v«nta. 2 4 7 Io sent¬a già da la man d stra®il g¯rgo 1 (3) 4 8 far s°tto n±i²un orribile scr³scio, 1/2 4 7 120 per che con li´µcchi ’n giù la t¶sta sp·rgo. 2 4 6 8 All¸r fu’¹io più timidoºa lo st»scio, 2 4 6 però ch’i’ vidi fu¼chi½e sent¾’ pianti; 2 4 6 9 123 ¿nd’ io tremando tutto mi raccÀscio. 2 4 6 E vidi pÁi, ché nÂl vedÃa davanti, 2 4 6 8 lo scÄndereÅe ’l girar per li gran mali 2 6 (9) 126 che s’appressavan da divÆrsi canti. 4 8 CÇme ’l falcÈn ch’è statoÉassai su l’ali, 1 4 (6) 8 che sanza vedÊr lËgoroÌoÍuccÎllo 2 5 6 129 fa direÏal falconiÐreÑ«Omè, tu cali!», 2 6 8 (9) discÒnde lassoÓÔnde si mÕveÖi×nØllo, 2 4 5 8 per cÙnto rÚte,Ûe da lunge si pÜne 2 4 7 132 dal suo maÝÞstro, dißdegnàáoâe fãllo; 4 8 coäì ne puåæeçal fèndo Gerïéne 2 4 6 al pièêal piè de la stagliata rëcca, 2 4 8 135 e, discarcate le nìstre persíne, (1) 4 7
10 noch Ikarus der Arme, da er spürte, wie ihm die Federn von den Lenden schmolzen, 111 und ihm der Vater zurief: »Falsche Richtung!« – als meine Furcht, da ich mich überall von Luft umweht erkannte und erloschen 114 die Aussicht überall. Das Tier nur sah ich, das langsam, langsam vorwärts schwimmend kreist – und abwärts geht’s. Ich merk es nur an dem, 117 daß ins Gesicht von unten mir der Wind fährt. Jetzt hört’ ich unter mir zur Rechten schon des Wassersturzes schreckliches Geräusch. 120 Ich schau mit vorgerecktem Kopf hinab, und noch verzagter ward ich ob der Tiefe, in der ich Feuer sah und Jammern hörte, 123 daß ich mich bebend ducke und verkrampfe. Ich sah nun auch – denn vorher sah ich’s nicht – die Kreise, die’s hinunterging, und wie 126 rundum die großen Foltern näher kamen. Dem Falken gleich, der flügelmüd noch immer kein Vöglein sichtete und keinen Köder, 129 darob der Falkner klagt: »O weh, du fällst!« und der nach flinkem Aufschwung träge absinkt in hundert Kreisen und sich fern vom Jäger 132 verdrossen tückisch niederläßt und sitzt, so brachte Geryon uns auf den Grund genau am Fuß der jähen Felsenwand. 135 Und kaum von unsrer Last befreit, entschwand er,
11 si dileguò cîme da cïrda cðcca. 4 5 8
12 wie von des Bogens Seil der Bolzen schwirrt.
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