Paradiso – Canto 28

La Divina Commedia Paradiso Canto XXVIII Das erste Lied der Engel Zeit: Donnerstag, 30. März 1301 (Mittwoch, 13. April 1300): nicht näher bestimmt (nach Ostern) Ort: Neunter Himmel: Primo Mobile oder Cristallino Personen: Dante, Beatrice © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 P scia che ’nc ntro a la vita pre nte 1 4 (7) d’i mi eri mortali ap rse ’l v ro 2 6 8 3 qu lla che ’mparadi a la mia m nte, 1 6 c me in lo sp cchio fiamma di doppi ro (1) 4 6 v de colui che se n’alluma r tro, 1 4 8 6 prima che l’abbia in vista o in pensi ro, 1 4 6 e sé riv lge per ved r se ’l v tro 2 4 8 li dice il v ro, e v de ch’ l s’acc rda (2) 4 6 (8) 9 con sso c!me n"ta con suo m#tro; 2 6 co$ì la mia mem%ria si ric&rda 2 6 ch’io f'ci riguardando n(’ b)lli*+cchi 2 6 8 12 ,nde-a pigliarmi f.ce/Am0r la c1rda. (1) 4 6 8 E c2m’ io mi riv3lsi4e furon t5cchi 3 6 8 li mi6i da ciò che pare7in quel volume, 2 (4) 6 (8) 15 quandunque nel suo giro b8n s’ad9cchi, 2 6 8 un punto vidi che raggiava lume 1 2 4 8 acuto sì, che ’l vi:o ch’;lli<aff=ca 2 4 6 8 18 chiuder convi>nsi per lo f?rte@acume; 1 4 8 e quale stAlla par quinci più pBca, (2) 4 (6) 7 (9) parrCbbe luna, locata con Dsso 2 4 7 21 cEme stFlla con stGlla si collòca. (1) 3 6 FHrse cotanto quanto pareIapprJsso 1 4 (6) 8 Klo cigner la luce che ’l dipigne 1 3 6 24 quando ’l vapLr che ’l pMrta piùNè spOsso, 1 4 6 (8) distantePintQrnoRal puntoSun cTrchio d’igne 2 (4) 6 8 si girava sì ratto, ch’avrUa vinto 3 (5) 6 (9) 27 quel mVto che più tWstoXil mYndo cigne; 2 6 8

2 So bittre Wahrheit hielt dem heutigen Leben der armen Sterblichen die Frau entgegen, 3 die meinen Geist ins Paradies erhebt. Wie einer, der von hinten angeleuchtet, im Spiegel eine Fackel flackern sieht 6 (bevor er sonst sie schaute oder ahnte), sich umkehrt, um zu sehen, ob das Glas ihn nicht betrügt, und findet, daß es stimmt 9 zum Sachverhalte, wie das Lied zum Takt, so tat auch ich, und kann mich wohl erinnern, wie ich in ihre schönen Augen schaute, 12 mit denen Amor mich gefangennahm, und wie ich gleich zurück mich wandte und ins Aug getroffen wurde durch ein Etwas, 15 das man dort überall erblicken kann: und einen Punkt sah ich, so strahlend scharf, daß das von ihm getroffne Gesicht 18 sich vor dem grellen Licht verschließen muß. Das kleinste Sternchen, das wir Menschen sehen, erschiene, neben diesen Punkt gebracht, 21 als wie ein voller Mond unter den Sternen. Etwa so nahe wie ein Hof den Lichtkern umringt, von dem er selbst ein Widerschein ist 24 auf einem möglichst dichten, dunstigen Grund, so nahe kreiste um den Punkt ein Reif von Feuer, rascher als die rascheste 27 Bewegung, die sich um das Weltall schwingt.

3 e quZsto[\ra d’un altro circumcinto, 2 3 6 e qu]l dal t^rzo,_e ’l t`rzo pai dal quarto, 2 4 6 8 30 dal quintobil quarto,ce pdi dal sestofil quinto. 2 4 6 8 Sgpra seguhvaiil sjttimo sì sparto 1 4 6 (9) già di larghkzza, che ’l mlsso dimIuno 1 4 7 33 intnrooa contenprlo sarqbberarto. 2 6 9 Così l’ottavote ’l nuno;ve ciascheduno 2 4 6 più tardo si movwa, secxndo ch’yra 2 6 8 36 in numero distante più da l’uno; 2 6 8 e quzllo{av|a la fiamma più sinc}ra 2 (4) 6 (8) cui m~n distava la favilla pura, 2 4 8 39 crdo, però che più di l€i s’invra. 1 4 6 8 La d‚nna mia, che mi vedéaƒin cura 2 4 8 f„rte sosp †o, disse: «Da quel punto 1 4 6 (9) 42 dep‡ndeˆil ci‰loŠe tutta la natura. 2 4 6 Mira quel c‹rchio che più liŒè congiunto; 1 4 7 (8) e sappi che ’l suo muvereŽè sì tsto 2 6 (9) 45 per l’affocatoam‘re’“nd’ ”lli•è punto». 4 6 8 E–io—a l˜i: «Se ’l m™ndo fšsse p›sto 2 4 6 8 con l’œrdine ch’io vggiožin quŸlle r te, 2 6 8 48 sazio m’avr¡bbe ciò che m’è prop¢sto; 1 4 6 ma nel m£ndo sensibile si pu¤te 3 6 ved¥r le v¦lte tanto più divine, 2 4 6 8 51 quant’ §lle s¨n dal c©ntro più remªte. 2 4 6 8 «nde, se ’l mio di¬ir d e®av¯r fine 1 (4) 6 7 (9) in qu°sto miro±e²ang³lico t´mplo 2 4 7 54 che sµlo¶am·re¸e luce¹ha per confine, 2 4 6 (7)

4 Der Reif wurde umkränzt von einem zweiten, und der vom dritten, und der dritt vom vierten, 30 vom fünften dieser, und der fünft vom sechsten; der siebte schwang sich drüber schon so weit im Kreis, daß Iris' Bogen, auch ergänzt 33 zum vollen Rund, ihn nicht mehr fassen könnte. So auch der acht und neunte, und ein jeder ging um so langsamer, je weiter er 36 der Reihe nach entfernt vom ersten war. Und der dem Feuerpunkt am nächsten kreiste, war auch der flammenreinste von den Reifen – 39 weil er wohl tiefer in die Wahrheit blickt. Als meine Herrin in so starker Spannung mich schweben sah, sprach sie: »Es hängt der Himmel 42 samt der Natur von jenem Pünktlein ab. Schau dort den Ring, der ihm am nächsten kreist, und merk dir, daß er so behende läuft, 45 weil er von Liebesglut gestachelt wird.« Und ich: »Wenn ebenso wie diese Ringe das Weltall angeordnet wäre, dann 48 müßte mich diese Darstellung beruhigen. Doch in der Sinnenwelt kann man bemerken, daß um so schneller die Gewölbe kreisen, 51 je weiter sie vom Mittelpunkt entfernt sind. Soll also meine Sehnsucht sich erfüllen in diesem, nur von Licht und Lieb umhegten 54 und wundersam gefügten Engelstempel,

5 udir conviºnmi»anc¼r c½me l’ess¾mplo 2 4 6 7 e l’essemplare non vanno d’un m¿do, 4 7 57 chéÀio per meÁindarnoÂa ciò contÃmplo». 2 4 6 8 «Se li tuÄi diti non sÅnoÆa tal nÇdo (3) 4 7 (9) sufficïÈnti, non è maraviglia: 4 7 60 tanto, per non tentare,Éè fatto sÊdo!». 1 4 6 8 CoËì la dÌnna mia; pÍi disse: «Piglia 1 4 6 (7) 8 quÎl ch’io ti dicerò, se vuÏ’ saziarti; 2 6 8 63 eÐintÑrno daÒÓsso t’assottiglia. 3 6 Li cÔrchi corporai sÕnoÖampi×eØarti 2 6 8 secondoÙil piùÚe ’l mÛn de la virtute 2 4 6 66 che si distÜnde per tutte lÝr parti. 4 7 MaggiÞr bontà vußl far maggiàr salute; 2 4 6 8 maggiár salute maggiâr cãrpo cape, 2 4 7 8 69 s’älliåha le partiæigualmçnte compiute. 1 4 7 Dunque costui che tutto quanto rape 1 4 6 8 l’altroèunivérso sêco, corrispënde 1 4 6 72 al cìrchio che piùíamaîe che più sape: 2 5 6 9 per che, se tuïa la virtù circðnde 2 4 8 la tua miñura, non a la parvònza 4 6 75 dólle sustanze che t’appaôion tõnde, 4 8 tu vederai mirabil consequönza (1) 4 6 di m÷ggioøa piùùe di minúreûa müno, 2 4 8 78 in ciascun ciýlo,þa sua intellig nza». 3 4 6 C me rimane spl ndido e ser no (1) 4 6 l’emisp rio de l’ ere, quando s ffia 3 6 8 81 B rea da qu lla guancia nd’ è più l no, 1 (4) 6 8

6 so muß ich noch verstehn, warum das Abbild nicht gleichen Schritt mit seinem Urbild geht; 57 mit eignem Sinn betracht ich es vergebens.« »Wenn einen solchen Knoten deine Finger zu lösen nicht genügen, ist's kein Wunder. 60 Niemand versucht's: so wurd er immer härter.« So sprach die Herrin und fuhr fort: »Nimm auf mein Wort, es kann dich sättigen, wenn du 63 mit scharfem Geiste dich darum bemühst. Im Raume sind die Sphären weit und eng, je nach dem Mehr und Weniger an Kraft, 66 das sich durch ihre Zonen hin verbreitet. Mehr Güte will auch größres Heil erzeugen, mehr Heil will auch in größrem Körper wohnen, 69 sofern der Körper ebenmäßig ist. Darum entspricht die Sphäre hier, die mit sich im Schwung das ganze Weltall reißt, dem Ringe, 72 der heißer liebt und tiefre Wahrheit schaut. Wenn du daher die Geisteskraft, und nicht die äußere Gestalt zum Maße nimmst 75 für die als Ring von dir geschauten Wesen, dann siehst du wunderbar zusammenspielen das Groß und Klein der Himmelssphären mit 78 dem Stark und Schwächer ihrer Engelsgeister.« Wie uns die Luft im ganzen Umkreis rein und strahlend wird, wenn sich der Nordwind mildert 81 und nicht mehr aus der prallen Backe bläst,

7 per che si purga e ri lve la r ffia 4 7 che pria turbava, sì che ’l ci l ne ride 2 4 6 8 84 con le bell zze d’ gne sua par ffia; 4 6 8 co ì f c’ïo, p i che mi provide 2 4 6 la d nna mia del suo risp nder chiaro, 2 4 6 8 87 e c me st lla in ci lo il v!r si vide. (2) 4 6 8 E p"i che le par#le sue restaro, 2 6 8 non altrim$nti f%rro disfavilla (1) 4 6 90 che b&lle, c'me(i c)rchi sfavillaro. 2 (4) 6 L’inc*ndio suo seguiva+,gne scintilla; 2 4 6 7 ed -ran tante, che ’l numero l.ro 2 4 7 93 più che ’l doppiar de li scacchi s’inmilla. 1 4 7 Io sentiva/o0annar di c1ro2in c3ro (1) 3 6 8 al punto fisso che li ti4ne5a li6 b , 2 4 8 96 e terrà s7mpre, n8’ quai s9mpre fu:ro. 3 4 7 8 E qu;lla che vedéa<i pensi=r dubi 2 6 9 ne la mia m>nte, disse:?«I c@rchi primi 4 6 8 99 t’hanno mostrato SArafiBe Cherubi. 1 4 6 CoCì velDci sEguonoFi suGi vimi, 2 4 6 (9) per somigliarsiHal punto quanto pInno; 4 6 8 102 e pJsson quantoKa vedLr sMn soblimi. 2 4 7 8 QuNlliOaltriPamQri che ’ntRrno li vSnno, 2 4 7 si chiaman TrTni del divinoUaspVtto, 2 4 8 105 per che ’l primo ternaro terminWnno; 3 6 e dXi sapYr che tuttiZhanno dil[tto 2 4 6 7 quanto la sua veduta si prof\nda 1 (4) 6 108 nel v]ro^in che si qu_ta`agnebintellctto. 2 6 7

8 wie sich der Nebeldunst zerstreut, und wie der vorher noch getrübte Himmel lächelt 84 mit allen Reizen seines weiten Reiches, so wurd es hell in mir, als meine Herrin mit ihrer klaren Antwort half: und sichtbar 87 als wie ein Stern am Himmel stand die Wahrheit. Als ihre Worte nun zu Ende waren, begann ein Funkensprühen an den Ringen, 90 wie wenn ein glühend Eisen Funken sprüht. Und jeder Funke glühte wie die Ringe, wodurch die Funkenzahl nach Tausenden 93 das Doppelspiel des Schachbretts übersteigt. Von Chor zu Chor vernahm ich ihr Hosianna zum festen Punkte hin, der sie versammelt, 96 und so in ihrer Bahn sie ewig hält. Sie sah das zweifelvolle Denken wohl in meinem Geist und sprach: »Die ersten Ringe 99 bezeichnen ›Seraphim‹ und ›Cherubim‹. Sie folgen ihrer Fessel so behende, weil sie dem Punkte möglichst gleichen wollen, 102 und möglich wird's durch ihre hohe Schau. Die Lieben, die im nächsten Umlauf wandeln, sie heißen ›Throne‹ vor des Herrn Gesicht. 105 Mit ihnen schließt die erste Hierarchie. Und alle, mußt du wissen, schöpfen Wonne, so tief als ihre Einsicht in die Wahrheit, 108 da jeder Geist den Frieden sucht, hinabdringt.

9 Quinci si può veddr ceme si ffnda 1 6 (7) l’gsser behato ne l’atto che vide, 1 4 7 111 non in quel ch’ama, che pjscia secknda; 1 4 7 e del vedlremè minura mercode, 4 7 che grazia partoriscepe buqna vrglia: 2 6 8 114 così di gradotin grado si procude. 2 4 6 L’altro ternvro, che cowì germxglia 1 4 8 in quysta primavzra sempit{rna 2 6 117 che notturno|Arï}te non disp~glia, 3 6 perpetüalemnte€‘ nn ’ b‚rna 6 8 con trƒ mel„de, che su nano†in tr‡e 2 4 7 120 ˆrdini di letizia‰Šnde s’int‹rna. 1 6 7 In Œssa gerarca sŽn l’altre de: 2 6 8 prima Dominazini,‘e p’i Virtudi; 1 6 8 123 l’“rdine t”rzo di Podest•di–èe. 1 4 9 P—scia n˜’ due penultimi tripudi 1 (4) 6 Principati™ešArc›ngeli si girano; 3 6 126 l’ultimoœè tutto d’Anglici ludi. 1 4 7 QužstiŸ rdini di sù tutti s’ammirano, (1) 2 6 7 e di giù vincon sì, che v¡rso Dio 3 4 6 8 129 tutti tirati s¢no£e tutti tirano. 1 4 6 8 E Dïon¤¥io con tanto di¦io 4 7 a contemplar qu§sti¨©rdini si miªe, 4 (5) 6 132 che li nomò«e distinse c¬m’ io. 4 7 Ma Greg rio da lui p®i si divi¯e; 3 6 7 °nde, sì t±sto c²me li³´cchiµap¶rse 1 (3) 4 8 135 in qu·sto ci¸l, di sé med¹ºmo ri»e. 2 4 6 8

10 Hieraus erkennt man, wie die Seligkeit sich auf die Tätigkeit des Schauens gründet 111 und nicht der Liebe, die erst nachher kommt. Das Schauen wird bemessen nach Verdienst, aus Gnade und aus reinem Willen strömend. 114 So ist's ein stufenweises Weitersehreiten. – Die nächste Dreiheit, die in ewigem Frühling hier keimt und blüht und nie entblättert wird 117 vom Aries der winterlichen Nächte, sie rauscht ihr unaufhörliches Hosianna in drei melodischen Geflechten; dreifach 120 klingt es zusammen aus drei Jubelchören. Die heiligen Wesen dieser Hierarchie sind ›Herrschaften‹ zuerst, sind ›Kräfte‹ dann, 123 und in der dritten Ordnung sind es ›Mächte‹. Dann in den vorletzten zwei Ringen kreisen die ›Fürstentümer‹ und die ›Ersten Engel‹. 126 Im letzten spielen festlich alle Scharen. Nach oben schauen und nach unten binden sie alle derart, daß zu Gott sie alle 129 gezogen werden und einander ziehen. – Um die Betrachtung dieser Ordnungen bemühte Dionysius sich so heiß, 132 daß er, wie ich, sie euch bezeichnen konnte. Gregorius zwar entfernte sich von ihm: und mußte, als er hier im Himmel dann 135 die Augen auftat, lachen über sich.

11 E se tanto secr¼to v½r prof¾rse 3 6 8 mortale¿in tÀrra, non vÁglio ch’ammiri: 2 4 7 138 ché chi ’l vide qua sù gliÂl discopÃrse (2) 3 6 (7) con altroÄassai del vÅr di questi giri». 2 4 6 8

12 Daß so geheime Wahrheit euch auf Erden ein Mensch verkündete, soll dich nicht wundern, 138 denn ihm enthüllt' es einer, der's geschaut hat mit mancher andern Wahrheit dieser Höhen.«

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