Purgatorio – Canto 7

La Divina Commedia Purgatorio Canto VII Das Lied vom Tal der Fürsten Zeit: Montag, 27. März 1301 (Sonntag, 10. April 1300): fortgeschrittener Nachmittag Ort: Antipurgatorio: Steilhang (Felsvorsprung) II (das angenehme Tal) Personen: Dante, Virgilio, Sordello, Rodolfo I d’Asburgo, Ottocaro II di Boemia, Filippo III (l’Ardito) di Francia, Enrico I di Navarra, Pietro III e Alfonso III d’Aragona, Carlo I d’Angiò, Arrigo (Enrico) III d’Inghilterra, Guglielmo VII di Monferrato © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 P scia che l’accogli nze on ste e li te 1 6 8 furo iterate tr e quattro v lte, (1) 4 6 8 3 Sord l si trasse, e disse: «V i, chi si te?». 2 4 6 8 9 «Anzi che a qu sto m nte f sser v lte 1 4 6 8 l’anime d gne di salire a Dio, 1 4 8 6 fur l’ ssa m e per Ottavi n sep lte. (1) 2 4 8 Io s n Virgilio; e per null’ altro rio 1.2 4 8 lo ci l perd i che per non av r fé». 2 4 (9) 9 Co ì rispu !e"all#ra$il duca mio. 2 4 6 8 Qual è colui che c%&a'innanzi sé 2 4 6 8 sùbita v(de)*nd’ +’ si maraviglia, 1 4 6 12 che cr,de-e non, dic.ndo/«0lla1è … non è …», 2 4 6 (7) 8 tal parve qu2lli;3e p4i chinò le ciglia, 1 2 4 6 8 e5umilm6nte ritornò v7r’ lui, 4 8 15 e8abbracciòl là ’v9 ’l min:r s’appiglia. 4 (5) 8 «; gl<ria di Latin», disse, «per cui 2 6 7 mostrò ciò che pot=a la lingua n>stra, 2 (3) 6 8 18 o pr?gio@ettArno del lBcoCDnd’ io fui, 2 4 7 (9) qual mEritoFo qual grazia mi ti mGstra? 1 2 5 6 S’io sHn d’udir le tue parIle dJgno, 2 4 6 8 21 dimmi se viKn d’infLrno,Me di qual chiNstra». 1 4 6 (9) «Per tutt’ i cOrchi del dolPnte rQgno», 2 4 8 rispuRSe lui, «sTn io di qua venuto; 2 4 6 8 24 virtù del ciUl mi mVsse,We con lXi vYgno. 2 4 6 9 Non per far, ma per non fareZh[ perduto (1) 3 (6) 7 a ved\r l’alto S]l che tu di^iri 3 4 6 (8) 27 e che fu tardi per me conosciuto. 4 7

2 Nachdem sie sittsam heiter ihren Gruß wohl drei- und viermal sich erneuen hatten, 3 trat fragend einen Schritt zurück Sordello: »Wer seid ihr?« – »Eh an diesem Berg die Seelen sich läutern durften auf dem Weg zu Gott, 6 ließ Octavianus mein Gebein begraben. Ich bin Vergil, vom Himmel ausgeschlossen nur durch den einen Fehler meines Glaubens.« 9 So lautete die Antwort meines Führers. Als wie ein Mensch, der plötzlich vor sich sieht ein Ding, worüber er sich wundem muß, 12 und weiß nicht, soll er's glauben, soll er nicht, gebärdet sich der andre, blickt' zu Boden und trat in Demut wieder vor ihn hin, 15 die Knie wie ein Diener ihm umarmend. »Berühmtester Lateiner«, sagt er, »und meiner Heimat ewiger Preis, durch dich 18 hat unsre Sprache ihre Macht bewiesen. Daß ich dich sehn darf, ist's Verdienst, ist's Gnade? Würdige mich eines Worts und sag mir, kommst du 21 von unten und aus welchem Höllengang?« »Durch alle Windungen des Reichs der Schmerzen«, antwortet er, »bin ich heraufgekommen, 24 getrieben und geführt von Himmels Kraft. Nicht was ich tat, nur was ich nicht tat, hat mich des höchsten Lichts beraubt, das du begehrst, 27 und dessen Wert ich, ach, zu spät erkannte.

3 Lu_go`è là giù non tristo di martìri, 1 4 6 ma di tanebre sblo,cdveei lamfnti 3 6 7 30 non sugnan chme guai, ma sin sospiri. 2 6 8 Quivi stjkio cli pmrgolininnoconti 1 4 6 dai dpnti mqrsi de la mrrtesavante 2 4 8 33 che ftsser da l’umana culpavesswnti; 2 (6) 8 quivi stxyio con quzi che le tr{ sante 1 4 6 9 virtù non si vestiro,|e sanza vizio 2 (3) 6 8 36 con}bber l’altre~e seguir tutte quante. 2 4 7 8 Ma se tu saie pu€i,alcuno‚indizio 4 6 8 dà nƒi per che venir possiam più t„sto 1 2 6 8 39 là d ve purgat†rio‡ha drittoˆinizio». 1/2 6 8 Rispu‰Še: «L‹co cŒrto non c’è psto; 2 4 6 (8) licito m’èŽandar suoe‘int’rno; 1 (4 6) 7 42 per quanto“ir p”sso,•a guida mi t’acc–sto. 2 (3) 4 6 Ma v—di già c˜me dichina™il gišrno, 2 4 8 e›andar sù di nœtte non si pute; 4 6 (8) 45 peròžè buŸn pensar di b l soggi¡rno. 2 (4) 6 8 Anime s¢no£a d¤stra qua rem¥te; 1 4 6 8 se mi cons¦nti,§io ti merrò¨ad ©sse, 4 (5) 8 48 e non sanza dilªtto ti f«er n¬te.» (2) 3 6 «C m’è ciò?», fu risp®sto. «Chi vol¯sse 1/2 3 6 (8) salir di n°tte, f±ra²³lli´impedito 2 4 6 7 51 d’altrui,µo non sarr¶a ché non pot·sse?». 2 6 E ’l bu¸n Sord¹lloºin t»rra fregò ’l dito, 2 4 6 9 dic¼ndo: «V½di? s¾la qu¿sta riga 2 4 6 8 54 non varcherÀsti dÁpo ’l sÂl partito: 4 6 8

4 Dort unten ist ein Ort, wo keine Marter, nur Dunkelheit das Herz beengt und wo 30 das Weh, statt aufzuschreien, leise seufzt. Dort wohn ich bei den Kindern, die in Unschuld vom Tod ergriffen wurden, ehe noch 33 der Fleck ererbter Schuld gewaschen war, und auch bei denen, die noch nicht im Schutz der heilgen Tugenden, doch ohne Fehl 36 den andern Tugenden ergeben waren. Doch gib uns einen Wink, sofern du weißt und sagen darfst, wie wir am schnellsten dorthin 39 gelangen, wo die Reinigung beginnt.« Er sprach: »Uns ist kein fester Platz gewiesen, und frei darf ich umhergehn und bergauf; 42 ich komm als Führer mit, soweit ich kann. Doch schau, wie schon der Tag zur Neige sinkt, und aufwärts geht es nicht mehr in der Nacht. 45 Drum laß uns sehn, wo gut zu ruhen wäre. Abseits zur Rechten weilen Seelen hier, zu denen ich, wenn du's erlaubst, dich führe. 48 Es wird nicht ohne Reiz sein, sie zu kennen.« »Wie das?« erging die Frage, »wenn nun einer bei Nacht bergauf wollt', würde er behindert 51 vom andern, oder weil die Kraft ihm fehlte?« Sordello mit dem Finger auf der Erde zog einen Strich und sprach: »Nicht über diesen 54 kämst du nach Sonnenuntergang hinauf.

5 non però ch’altra cÃÄa dÅsse briga, 1 3 4 6 8 che la notturna tÆnebra,Çad ir suÈo; 4 6 (9) 57 quÉlla col nonpodÊr la vËgliaÌintriga. 1 6 8 BÍn si porÎa con lÏi tornareÐin giuÑo 1 4 6 8 e passeggiar la cÒstaÓintÔrnoÕerrando, 4 6 8 60 mÖntre che l’ori×ØÙnteÚil dì tiÛn chiuÜo». 1 6 8 AllÝraÞil mio segnßr, quaàiáammirando, 2 6 7 «Mânane», disse, «dunque là ’vã dici 1 4 6 8 63 ch’avär si può dilåtto dimorando». 2 4 6 Pæcoçallungati c’eravam di lici, 1 4 8 quand’ io m’accèrsi che ’l ménteêëra scìmo, 2 4 7 8 66 a guiía cheîi vallïn li scðman quici. 2 6 8 «Colà», disse quñll’ òmbra, «n’anderómo 2 3 6 dôve la cõsta face di sé grömbo; 1 4 6 9 69 e là÷il nøvo giùrnoúattenderûmo». 2 4 6 Traüýrtoþe piano ra un senti ro sch mbo, 2 4 (5) 8 che ne condusse in fianco de la lacca, 4 6 72 là d ve più ch’a m o mu re il l mbo. 1/2 4 6 8 ro e arg nto fine, c cco e biacca, 1 4 6 8 ndaco, l gno lucido e ser no, 1 4 6 75 fr sco meraldo in l’ ra che si fiacca, 1 4 6 da l’ rba e da li fi r, d ntr’ a qu l s!no 2 6 7 9 p"sti, ciascun sar#a di col$r vinto, 1 4 6 9 78 c%me dal suo maggi&re'è vinto(il m)no. (1) 6 8 Non av*a pur natura+ivi dipinto, 3 4 6 7 ma di so,avità di mille-od.ri 6 8 81 vi fac/a0uno1incognito2e3indistinto. 3 4 6

6 Doch nicht, daß etwas anderes den Aufstieg verwehrte, nur die Dunkelheit der Nacht 57 lähmt unser Können und verwirrt das Wollen. Man könnte wohl bei Nacht wieder hinab und an dem Abhang hin und wider schweifen 60 solang der Tag sich in der Tiefe birgt.« Das wundert meinen Meister schier. »Wohlan«, sprach er, »so führe uns an jenen Platz, 63 wo du gesagt hast, daß man gern verweile.« Wir waren noch nicht weit gegangen, als ich eine Senkung in dem Berg bemerkte, 66 ähnlich den Senkungen der irdschen Täler. »Dorthin«, sprach jener Schatte, »laßt uns gehn, wo sich die Mulde an dem Abhang auftut, 69 damit wir dort den neuen Tag erwarten.« Ein schräger Pfad, nicht steil, nicht waagrecht, führte uns seitwärts an des Tals Umrandung hin, 72 wo diese beinah ganz sich schon verflacht. Silber und Gold und Scharlachrot und Bleiweiß und indisch Blau und leuchtend helles Holz 75 und frisch gebrochener Smaragd, das alles müßte in seinem Farbenglanz verblassen, wie kleines Licht vor größrem, überstrahlt 78 vom Gras und von den Blumen dieses Tales. Und nicht allein mit Malerei erstaunte Natur uns hier: aus tausend süßen Düften 81 bereitet sie ein wunderbar Gemisch.

7 ‘S lv , R g n ’4in sul v5rde6e ’n su’ fi7ri 1 4 7 quindi sed8r cantando9:nime vidi, 1 4 6 7 84 che per la valle non par;an di fu<ri. 4 8 «Prima che ’l p=co s>le?omai s’annidi», 1 (4) 6 8 cominciò ’l Manto@An che ciBavCa vòlti, 3 6 87 «tra colDr non vogliate ch’io vi guidi. 3 6 Di quEsto balzo mFglio liGattiHe ’ vIlti 2 4 6 8 conoscerJte vKi di tutti quanti, (4) 6 8 90 che ne la lama giù traLMssiNaccOlti. 4 6 8 Colui che più siPdeQaltoRe fa sembianti 2 4 5 6 8 d’avSr neglTtto ciò che far dovUa, 2 4 6 8 93 e che non mVve bWccaXa liYaltrZi canti, 4 6 9 Rod[lfo\imperad]r fu, che pot^a 2 6 7 sanar le pi_ghe c’hanno`Italia marta, 2 4 6 8 96 sì che tardi per altri si ricrba. (1) 3 6 L’altro che ne la vista lui confcrta, 1 6 8 rdsse la terra dfve l’acqua nasce 1 4 8 99 che Mgltahin ilbia,jekllbiamin mar ne pnrta: 2 4 6 8 Ottacchoropqbbe nrme,se ne le fasce 3 (4) 6 fu mtgliouassai che Vincivlwo suo figlio 2 4 8 102 barbuto, cui lussuriaxeyzzio pasce. 2 6 8 E qu{l na|}tto che str~ttoa consiglio 2 4 7 par con colui c’ha sì benigno€asptto, 1 4 6 8 105 morì fugg‚ndoƒe disfiorando„il giglio: 2 4 8 guardate là c me si batte†il p‡tto! 2 4 (5) 8 L’altro vedˆte c’ha fatto‰a la guancia 1 4 7 108 de la sua palma, sospirando, lŠtto. 4 8

8 Im Grünen zwischen Blumen sitzend, sah ich im Schutz des Tals, von draußen unsichtbar, 84 Salve Regina singend einen Chor von Seelen. »Eh die Sonne vollends schwindet, verlangt nicht, daß wir Ihnen näher treten«, 87 sprach, der uns hergeführt, der Mantovaner. »Von diesem Rand aus überseht ihr besser ihrer Gebärden Spiel und ihre Mienen, 90 als wenn ihr drunten wärt, in ihrer Mitte. Der dort am höchsten sitzt und dem man ansieht, daß er versäumte, was er pflegen sollte, 93 und tut den Mund nicht auf im Sängerchor, war Kaiser Rudolf; heilen hätt er können die Wunden, dran Italia leidend liegt, 96 bis spät ein andrer einst sie wieder herstellt. Schaut jenen, der dem Kaiser tröstlich zuspricht: er herrschte in dem Land, das durch die Moldau 99 zur Elbe und ins Meer sein Wasser gießt, sein Nam ist Ottokar, schon in den Windeln taugte er mehr als Wenzel, sein verbuhlter 102 und tatenloser Sohn im bärtigen Alter. Der Kurznasige dort der sich bespricht mit jenem andern, der so gütig ausschaut, 105 starb auf der Flucht zur Schmach des Lilienbanners. Schaut, wie er schmerzlich an die Brust sich schlägt, und wie der andre in die offne Hand 108 die Wange eingebettet hat und seufzt.

9 Padre‹e suŒcero sn del mal di Francia: 1 3 6 8 sanno la vita sua viziataŽe lrda, 1 (4) 6 8 111 e quindi vine‘il du’l che sì li lancia. 2 4 6 8 Qu“l che par sì membruto”e che s’acc•rda, 1 3 6 cantando, con colui dal m–schio na—o, 2 6 8 114 d’˜gne val™r portò cinta la cšrda; 1 4 6 7 e se r› dœpo lui fsse rimažo 3 (4) 6 7 lo giovanŸtto che r tro¡a lui si¢de, 4 7.9 117 b£n andava¤il val¥r di va¦o§in va¨o, (1) 3 6 8 che non si pu©te dir de l’altre rªde; 4 6 8 I«como¬e Federigo hanno®i re¯ami; 1 6 7 120 del retaggio migli°r nessun possi±de. 3 6 8 Rade v²lte ri³urge per li rami 1 3 6 l’umana probitate;´e quµsto v¶le 2 6 8 123 qu·i che la dà, perché da lui si chiami. 1 4 6 8 Anche¸al na¹uto vanno mºe par»le 1 4 6 8 non m¼n ch’a l’altro, Pi½r, che con lui canta, 2 4 6 9 126 ¾nde Puglia¿e ProÀÁnza già si dÂle. 1 3 6 8 Tant’ è del sÃme suo minÄr la pianta, 2 (4) 6 8 quanto, più che BeatriceÅe Margherita, 1 3 6 129 Costanza di maritoÆancÇr si vanta. 2 6 8 VedÈteÉil rÊ de la sËmplice vita 2 4 7 sedÌr là sÍlo,ÎArrigo d’InghiltÏrra: 2 3 4 6 132 quÐstiÑha nÒ’ rami suÓi migliÔreÕuscita. 1 4 6 8 QuÖl che più basso tra cost×r s’attØrra, 1 4 8 guardandoÙin suÚo,Ûè GuigliÜlmo marchÝÞe, 2 4 5 7 135 per cuißeàAlessandriaáe la sua guârra 2 6

10 Vater und Schwieger sind sie dem von Frankreich und wissen, wie er's treibt in Schmutz und Laster, 111 drum sind sie so in Kümmernis versunken. Der Starkgebaute, dessen Stimme schmiegsam sich dem Gesang des Adlernasigen anpaßt, 114 war einst mit jeder Tugend ausgestattet, und wär sein Erbe auf dem Königsthron der Jüngling dort geblieben hinter ihm, 117 so hätt die Tugend sich im Blut erhalten. Doch von den andern Prinzen gilt das nicht: Jakob und Friedrich haben zwar das Reich – 120 die wahre Erbschaft ging vorbei an beiden. Nur selten blühet an des Stammbaums Zweigen die alte Rechtlichkeit. Und also will 123 Der sie uns schenket, daß wir Ihm sie danken. Auf jenen mit der Adlernase paßt mein Wort so gut wie auf den andern Sänger; 126 Provenza und Apulia leiden drunter. Hier taugt der Schößling weniger als der Same, wie auch Beatrix und Margrete sich 129 des Gatten weniger rühmen als Konstanze. Dort seht ihr einsam sitzen König Heinrich von Engelland, der schlicht und sittsam lebte. 132 Auch treiben seines Stammes Zweige besser. Der als der Unterste, am Boden ruhend, den Blick nach oben richtet, ist der Markgraf 135 Wilhelm von Monferrat, der seinen Ländern,

11 fa pianger Monferratoãe Canaväåe». 2 6

12 um Alessandria, Blut und Tränen kostet.«

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