Paradiso – Canto 31

La Divina Commedia Paradiso Canto XXXI Das Lied des san Bernardo Zeit: Donnerstag, 30. März 1301 (Mittwoch, 13. April 1300): nicht näher bestimmt (nach Ostern) Ort: Zehnter Himmel: Empireo Personen: Dante, Beatrice, san Bernardo, la vergine Maria © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 In f rma dunque di candida r a 2 4 7 mi si mostrava la milizia santa 4 8 3 che nel suo sangue Cristo f ce sp a; (3) 4 6 (8) ma l’altra, che volando v de e canta 2 6 8 la gl ria di colui che la ’nnam ra 2 6 6 e la bontà che la f ce cotanta, 4 7 sì c me schi ra d’ape che s’infi ra (1 (2)) 4 6 una fïata e una si rit rna (1) 4 6 9 là d ve suo lab ro s’insap ra, 1/2 (4) 6 nel gran fi r discend va che s’add rna 2 3 6 di tante f glie, e quindi risaliva 2 4 6 12 là d ve ’l suo am r s mpre soggi rna. 1/2 4 6 7 Le facce tutte av an di fiamma viva 2 4 6 8 e l’ali d’!ro,"e l’altro tanto bianco, 2 4 6 8 15 che nulla n#ve$a qu%l t&rmine'arriva. 2 4 7 Quando scend(an nel fi)r, di banco*in banco 1 4 6 8 porg+van de la pace,e de l’ard-re 2 6 18 ch’.lli/acquistavan ventilando0il fianco. 1 4 8 Né l’interp1rsi tra ’l dis2pra3e ’l fi4re 1 4 8 di tanta moltitudine volante 2 6 21 impediva la vista5e lo splend6re: 3 6 ché la luce divina7è penetrante 3 6 (7) per l’univ8rso sec9ndo ch’è d:gno, 4 7 24 sì che nulla le pu;te<=ssere>ostante. 3 6 7 Qu?sto sicuro@e gaudïABo rCgno, 1 4 8 frequDnteEin gFnteGanticaHeIin novJlla, 2 4 6 27 viKoLeMamNreOavPa tuttoQad un sRgno. 1 4 (6) 7

2 Als weiße Rose um mich her gebreitet gab sich die heilige Kriegerschar zu kennen, 3 die Christus durch sein Blut sich angetraut. Die andre Schar, im Fluge schauend, singend die Ehre und die Güte Dessen, der 6 zur Liebe sie so reich geschaffen hat, sie schwärmte wie ein Bienenvolk, das bald zur Blume schlüpft und bald zurück zum Korb 9 sich schwingt, wo süß sich ihm die Arbeit häuft, sie flog zur blätterreichen Riesenrose hinunter und von dort wieder empor 12 dem ewigen Wohnort ihrer Liebe zu. Ihre Gesichter waren flammenhell, von Gold die Flügel, alles andre weiß 15 und blendender als frisch gefallner Schnee. Den Blumenkelch hinab von Blatt zu Blatt spenden sie Ruhe und Begeisterung, 18 die sie im Flug nach oben sich errangen. Obschon ein massenhaft Geschwirr von Flügeln über der Rose kreiste, blieb der Einblick 21 doch frei, und ungetrübt erschien ihr Glanz; denn Gottes Licht erstrahlt durchs Weltall hin nach allem, was es seiner würdig findet, 24 und nichts vermag ihm Widerstand zu bieten. Dies ganze Reich der Sicherheit und Freude, von alt und neuen Bundes Volk erfüllt, 27 haftet mit Aug und Herz an einem Ziel.

3 Sh trina luce che ’n unica stTlla 1 2 4 7 scintillandoUa lVr vista, sì liWappaga! 3 6 8 30 guarda qua giuXoYa la nZstra proc[lla! 1 4 7 Se\i barbari, ven]ndo da tal plaga 2 6 9 che ciascun gi^rno d’_lice si cu`pra, 3 4 6 33 rotante col suo figlioabnd’ clladè vaga, 2 6 8 veggendo Rfmage l’ardüa suahipra, 2 4 6 stupefacjensi, quando Laterano 4 6 36 a le ckle mortalimandò di snpra; 3 6 8 ïo, cheoal divino da l’umano, 1 6 a l’ettprno dal tqmporsra venuto, 3 6 (7) 39 e di Fiortnzauin pvpol giustowe sano, 4 6 8 di che stupxr dovyaz{sser compiuto! 2 4 (6) 7 C|rto tra}~ssoe ’l gaudio mi fac€a 1 4 6 42 lbito non udire‚e starmi muto. 1 (4) 6 8 E quaƒi peregrin che si ricr„a 2 6 nel t mpio del suo v†to riguardando, 2 6 45 e sp‡ra già ridir cˆm’ ‰llo stŠa, 2 4 6 8 su per la viva luce passeggiando, 1 (4) 6 menava‹ïo liŒcchi per li gradi, (2) 4 6 48 mŽ sù, m giùe m‘ recirculando. 1 2 3 4 6 Ved’a vi“i”a carità süadi, (2) 4 8 d’altrui lume fregiati•e di suo ri–o, 2 3 6 51 e—atti˜ornati di tutte™onestadi. 2 4 7 La fšrma general di paradi›o 2 6 già tutta mïo œguardoavža comprŸ a, 1 2 4 6 8 54 in nulla parte¡anc¢r fermato fi£o; 2 4 6 8

4 Du dreifach Licht in einem einzigen Stern, mit deinem Funkeln schenkst du solchen Frieden, 30 o schau herab auf unsre stürmische Not! Wenn die Barbaren, von den Ufern kommend, wo Tag für Tag der Große Bär den Kleinen 33 am dämmerigen Himmel kreisend sucht, in Rom die mächtigen Gebäude sahen, erstaunten sie, da noch der Lateran 36 in höchster Geltung unter Menschen stand. Wie mußte dann erst ich, der von den Menschen zu Gott und aus der Zeit zur Ewigkeit 39 und aus Florenz zu Recht und Frieden kam, wie mußte ich von Staunen ganz erfüllt sein! Und so in freudiger Verwundrung war mir 42 am liebsten, nichts zu hören und nur still sein. Und wie dem Pilger wohl wird, wenn er endlich in seiner Wallfahrtskirche Umschau hält 45 und schon im Geist zu Haus davon berichtet, so ließ ich im lebendigen Himmelslicht die Augen sich ergehn über die Stufen 48 im Auf und Ab, und dann im Kreis umher. Ich sah Gesichter, die man lieben mußte, im Schmuck des Lichts und ihres eignen Lächelns, 51 und Würde war in jeglicher Bewegung. Die allgemeine Form des Paradieses hatte mein Blick im Ganzen schon erfaßt, 54 beim Einzelnen bis jetzt noch nicht verweilend.

5 e volg¤ami con v¥glia rïacc¦§a 3 6 per domandar la mia d¨nna di c©ªe 4 7 57 di che la m«nte mia¬ra sosp®¯a. (2) 4 6 7 Uno°intendéa,±e²altro mi rispu³´e: 1 4 6 credµa ved¶r Beatrice·e vidi¸un s¹ne 2 4 6 8 60 vestito con le gºnti glorﻼe. 2 6 Diffu½o¾¿ra per liÀÁcchiÂe per le gÃne 2 3 6 di benigna letizia,Äin atto pio 3 6 8 63 qualeÅa tÆnero padre si convÇne. 1 3 6 E:È«Év’ èÊËlla?», sùbito diss’ io. 1 3 4 6 Ìnd’ Ílli:ΫA terminar lo tuo diÏiro 2 6 8 66 mÐsse Beatrice me del lÑco mio; 1 4 6 8 e se riguardi sù nel tÒrzo giro 4 6 8 dal sÓmmo grado, tu la rivedrai 2 4 (6) 69 nel trÔno che suÕi mÖrti le sortiro». 2 (5) 6 Sanza risp×nder, liØÙcchi sù levai, 1 4 6 8 e vidi lÚi che si facÛa corÜna (2) 4 8 72 reflettÝndo da sé liÞettßrni rai. 3 6 8 Da quàlla regïán che più sù tâna 2 6 8 9 ãcchio mortaleäalcun tanto non dista, 1 4 6 7 75 qualunqueåin mare più giù s’abbandæna, 2 4 7 quanto lì da Beatrice la mia vista; 1 3 6 ma nulla mi facça, ché suaèeffige 2 6 8 78 non discendéaéa me per mêëìo mista. 1 4 6 8 «í dînnaïin cui la mia speranza vige, (1) 2 4 6 8 e che soffristi per la mia salute 4 8 81 in infðrno lasciar le tue vestige, 3 6 8

6 So wandt ich mich mit neu erwachter Lust um Auskunft über Dinge, drob mein Geist 57 im Ungewissen schwebt', an meine Herrin. So war mein Absicht, anders der Erfolg. Statt Beatricen sah ich einen Greis, 60 gekleidet wie die Scharen der Verklärten. In seinen Augen, über seinen Wangen lag frohe Güte, seine Haltung war 63 so mild wie eines liebevollen Vaters. »Wo ist sie?« sagte ich mit rascher Wendung. Drauf er: »Um dein Begehren zu vollenden, 66 hat Beatrice mich von dort geholt. Blicke hinauf zum dritten Rang von oben, so kannst du dort sie auf dem Throne sehen, 69 der nach Verdienst ihr angewiesen wurde.« Ohne ein Wort erhob ich meine Augen und sah sie, die sich selber eine Krone 72 im Widerschein der ewigen Strahlen formte. Aus Wolkenhöhen, wo der Donner wohnt, bis auf den tiefsten Grund des Meeres ist 75 für Menschenauge die Entfernung kleiner, als dort von mir zu Beatrice hin; mich stört' es nicht; ihr Bild floß unberührt 78 von trüben Mitteln, rein zu mir herab. »Herrin, auf die sich meine Hoffnung stützt, die du für meine Rettung dich nicht scheutest, 81 der Hölle deine Fußspur einzuprägen,

7 di tante cñòe quant’ i’óhô vedute, 2 4 7 dal tuo podõreöe da la tua bontate (2) 4 (8) 84 ricon÷sco la graziaøe la virtute. 3 6 Tu m’hai di sùrvo trattoúa libertate 2 4 6 per tutte quûlle vüe, per tutt’ i mýdi 2 4 6 8 87 che di ciò fareþav i la potestate. 3 4 6 La tua magnific nza in me cust di, 2 6 8 sì che l’anima mia, che fatt’ hai sana, 1 3 6 8 90 piac nte a te dal c rpo si di n di». 2 4 6 Co ì orai; e qu lla, sì lontana 2 4 6 8 come par a, sorri e e riguard mmi; (1) 4 6 93 p i si tornò a l’ett rna fontana. 1 4 7 E ’l santo s ne: «Acciò che tu ass mmi 2 4 6 8 perfettam nte», disse, «il tuo cammino, 4 6 (8) 96 a che pri go e am r santo mand mmi, 3 6 7 v la con li!"cchi per qu#sto giardino; 1 4 7 ché ved$r lui t’acconcerà lo %guardo (3) 4 8 99 più&al montar per lo raggio divino. 1 4 7 E la regina del ci'lo,()nd’ io*ardo 4 7 9 tutto d’am+r, ne farà,-gne grazia, 1 4 7 8 102 però ch’i’ s.no/il suo fed0l Bernardo». 2 4 (6) 8 Qual è colui che f1rse di Cro2azia 2 4 6 vi3ne4a ved5r la Ver6nica n7stra, 1 4 7 105 che per l’antica fame non s8n sazia, 4 6 (8) ma dice nel pensi9r, fin che si m:stra: 2 6 7 ‘Segn;r mio<Iesù Cristo, Dio verace, 2 3 5 6 8 108 =r fu sì fatta la sembianza v>stra?’; 1 (2) (3) 4 8

8 von allem, was ich habe sehen dürfen, verdank ich deiner Macht und deiner Güte, 84 was mir an Kraft und Gnade daraus zuwuchs. Du hast mich aus der Knechtschaft in die Freiheit auf allen Wegen und mit allen Mitteln 87 gebracht, die du dazu verwenden konntest. Bewache, was du Großes schufst in mir, daß meine Seele, heil durch dich geworden, 90 dir wohlgefällig sich vom Körper löse.« So fleht ich und, so fern sie scheinbar war, sie lächelte mir zu und sah mich an; 93 dann wandte sie zum ewigen Born sich wieder. Drauf sprach der heilige Greis: »Auf daß du ganz den Weg zu Ende gehest, den du kommst, 96 wozu mich heilge Lieb und Bitte herrief, durchflieg mit deinen Augen diesen Garten! Seine Betrachtung soll dich fähig machen, 99 noch höher auf durch Gottes Licht zu dringen. Die Himmelskönigin, von deren Liebe ich ganz ergriffen, schenkt uns jede Gnade, 102 weil ich ihr treuer Diener bin, Berhardus.« Wie einem Fremden, etwa aus Kroatien, der unser heiliges Schweißtuch sehen will, 105 und kann sich gar nicht sättigen am Anblick des altberühmten Stücks, solang man's ausstellt, und sagt bei sich: wahrhaftiger Gott und Herr, 108 so also war dein Antlitz, Jesus Christus! . . .

9 tal ?ra@io mirando la vivace 1 4 6 carità di colui che ’n quAsto mBndo, 3 6 8 111 contemplando, gustò di quClla pace. 3 6 (8) «FigliuDl di grazia, quEst’ Fsser giocGndo», 2 4 6 7 cominciòHIlli, «non ti sarà nJto, 3 4 6 9 114 tenKndo liLMcchi pur qua giùNal fOndo; 2 4 6 8 ma guardaPi cQrchiRinfinoSal più remTto, 2 4 6 (8) tanto che vUggi sedVr la regina 1 4 7 117 cui quWsto rXgnoYè sZddito[e dev\to». 2 4 6 Io levai li]^cchi;_e c`me da mattina (1) 3 4 (6) la parteaorïental de l’oribcdnte 2 6 120 soverchia quflla dgve ’l shl declina, 2 4 8 coiì, quaji di vallekandandola mmnte 2 3 6 8 con linocchi, vidi parte ne lo strpmo 2 4 6 123 vincer di lume tutta l’altra frqnte. 1 4 6 8 E crme quivistve s’asputtavil twmo (2) 4 (5) 8 che mal guidò Fetxnte, più s’infiamma, 2 4 6 8 126 e quinciye quindizil lume si fa sc{mo, 2 4 6 co|ì qu}lla pacifica~oriafiamma 2 3 6 nel m€o s’avvivava,‚e d’ƒgne parte 2 6 8 129 per igu„l m do†allentava la fiamma; 3 4 7 e‡a quˆl m‰Š‹o, con le pŒnne sparte, (3) 4 8 vid’ io più di milleangeli festanti, 2 3 5 6 132 ciascun distinto di fulgŽree d’arte. 2 4 8 Vidia l‘r gi’chi quivi“e”a l•r canti 1 (3) 4 6 (9) r–dere—una bell˜zza, che letizia 1 6 135 ™ra ne liš›cchiœa tutti lialtri santi; 1 4 6 8

10 ähnlich ward mir beim Anblick des lebendigen und gütigen Mannes, der auf dieser Erden 111 den Himmelsfrieden der Betrachtung fand. »Du reich Begnadeter«, sprach er, »du kannst das heitre Dasein hier nicht recht erkennen, 114 wenn immer nur am Grund dein Auge haftet. So schau doch weiter nach den fernsten Kreisen, bis du auf ihrem Thron die Königin 117 erblickst, der dieses Reich ergeben ist.« Ich hob die Augen. Wie bei Morgenlicht der Horizont im Osten heller scheint 120 als auf der andern, abendlichen Seite, so sah ich, mit den Blicken aufwärts wandernd, in letzter Ferne eine Gegend, wo 123 das Licht die ganze Reihe überstrahlte. Und so wie's dort am hellsten glüht, wo bald die von Phaethon schlecht geführte Deichsel 126 auftaucht und rechts und links der Schein verblaßt, so zeigte jene Friedens-Oriflamme5 die Mitte glühend, und zu beiden Seiten 129 beruhigte sie in gleichem Maß ihr Feuer. Um diese Mitte schwebten festlich jubelnd auf breiten Flügeln mehr als tausend Engel, 132 und jeder schillerte in andrem Schmuck. Zu ihren Spielen, ihren Liedern sah ich ein Lächeln auf dem schönsten frohen Antlitz, 135 das all die andern Heiligen beglückte.

11 e s’iožavŸssi in dir tanta divizia 2 4 6 7 quanta¡ad imaginar, non ardir¢i 1 6 7 138 lo minimo tentar di sua delizia. 2 6 8 Bernardo, c£me vide li¤¥cchi mi¦i 2 6 8 nel caldo suo cal§r fissi¨e©attªnti, 2 4 6 7 141 li su«i con tanto¬aff tto v®lse¯a l°i, 2 4 6 8 che ’ mi±i di rimirar fé più²ard³nti. 2 6 8

12 Und wäre ich so überreich an Worten, wie an Erinnrungsbildern, wagt ich's doch nicht, 138 auch nur im kleinsten ihren Reiz zu schildern. Sankt Bernhard sah, wie innig meine Augen in die von ihm gehegte Glut sich senkten, 141 und blickte jetzt nach ihr mit solcher Liebe, daß neue Lust zu schauen mich entflammte.

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