Paradiso – Canto 31

6 So wandt ich mich mit neu erwachter Lust um Auskunft über Dinge, drob mein Geist 57 im Ungewissen schwebt', an meine Herrin. So war mein Absicht, anders der Erfolg. Statt Beatricen sah ich einen Greis, 60 gekleidet wie die Scharen der Verklärten. In seinen Augen, über seinen Wangen lag frohe Güte, seine Haltung war 63 so mild wie eines liebevollen Vaters. »Wo ist sie?« sagte ich mit rascher Wendung. Drauf er: »Um dein Begehren zu vollenden, 66 hat Beatrice mich von dort geholt. Blicke hinauf zum dritten Rang von oben, so kannst du dort sie auf dem Throne sehen, 69 der nach Verdienst ihr angewiesen wurde.« Ohne ein Wort erhob ich meine Augen und sah sie, die sich selber eine Krone 72 im Widerschein der ewigen Strahlen formte. Aus Wolkenhöhen, wo der Donner wohnt, bis auf den tiefsten Grund des Meeres ist 75 für Menschenauge die Entfernung kleiner, als dort von mir zu Beatrice hin; mich stört' es nicht; ihr Bild floß unberührt 78 von trüben Mitteln, rein zu mir herab. »Herrin, auf die sich meine Hoffnung stützt, die du für meine Rettung dich nicht scheutest, 81 der Hölle deine Fußspur einzuprägen,

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