Paradiso – Canto 25

La Divina Commedia Paradiso Canto XXV Das Lied des san Giacomo: die Prüfung der Hoffnung Zeit: Donnerstag, 30. März 1301 (Mittwoch, 13. April 1300): nicht näher bestimmt (nach Ostern) Ort: Achter Himmel: Fixsterne Personen: Dante, Beatrice, san Pietro, san Giacomo, san Giovanni Evangelista © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 Se mai continga che ’l po ma sacro 2 4 8 al quale ha p sto mano e ci lo e t rra, 2 4 6 8 3 sì che m’ha fatto per molti anni macro, (1) 4 7 8 vinca la crudeltà che fu r mi s rra 1 6 8 del b llo ov le v’ io dormi’ agn llo, 2 4 6 8 6 nimico ai lupi che li danno gu rra; 2 4 8 con altra v ce omai, con altro v llo 2 4 6 8 ritornerò po ta, e in sul f nte 4 6 9 del mio batt mo prenderò ’l capp llo; (2) 4 8 però che ne la f de, che fa c!nte 2 6 (9) l’anime"a Dio, quivi#intra’$io,%e p&i 1 4 5 8 12 Pi'tro per l(i sì mi girò la fr)nte. 1 4 5 8 Indi si m*sse+un lume v,rso n-i 1 4 6 (8) di qu.lla sp/ra01nd’ uscì la primizia 2 4 7 15 che lasciò Cristo d’i vicari su2i; 3 4 8 e la mia d3nna, pi4na di letizia, 4 6 mi disse: «Mira, mira:56cco7il bar8ne 2 4 6 7 18 per cui là giù si vicita Galizia». 2 4 6 Sì c9me quando:il col;mbo si p<ne (1) 4 7 pr=sso>al compagno, l’uno?a l’altro pande, 1 4 6 8 21 girando@e mormorando, l’affeziAne; 2 6 coBì vid’ ïo l’un da l’altro grande 2 4 6 8 principe glorïCDoEFssereGaccHlto, 1 6 7 24 laudandoIil cibo che là sù li prande. 2 4 8 Ma pJi che ’l gratular si fuKassLlto, 2 6 (8) tacito c r m m ciascun s’affisse, 1 (4) 6 8 27 ignMto sì che vincNa ’l mio vOlto. 2 4 7

2 Wenn's glückt, daß dieses heilige Gedicht, an dem der Himmel und die Erde schaffen 3 und ich seit manchem Jahr mich schon verzehre, den harten Spruch besiegt, der mir die Heimkehr ins trauliche Gehege wehrt, wo ich, 6 ein Lämmlein, sicher vor den Wölfen, ruhte: mit neuer Stimme dann, mit grauem Haar kehr ich zum Brunnen meiner Taufe wieder 9 und will als Dichter dort den Kranz empfangen; denn dort ward ich dem Glauben zugeführt, an dem der Herr die Seelen kennt, dem Glauben, 12 für den mir Petrus nun die Stirne kränzte. Sodann bewegte sich ein Licht auf uns zu aus jener Runde vor, aus der der erste 15 Statthalter kam, den Christus hinterließ. Und voller Freude sagte meine Herrin zu mir: »Schau hin, dort kommt der Edelmann, 18 zu dem man drunten nach Galicien pilgert.« Wie wenn die Taube neben dem Gefährten sich niederläßt und beide gegenseitig 21 mit Drehn und Gurren ihre Neigung zeigen, so sah ich die zwei großen Seelenfürsten zum Willkomm wechselweise sich begrüßen, 24 das Gastmahl preisend, das die Geister speist. Nachdem die Freundlichkeiten ausgetauscht, blieb jeder schweigend stehn, genau vor mir 27 und flammte, daß es mein Gesicht nicht aushielt.

3 RidPndoQallRra Bëatrice disse: 2 4 8 «Snclita vita per cui la larghTzza 1 4 7 30 de la nUstra baVilica si scrisse, 3 6 fa risonar la spWneXin quYstaZalt[zza: (1) 4 6 8 tu sai, che tante fiate la figuri, (1) 2 4 6 33 quante\Ie]ù^ai tr_ fé più car`zza». 1 4 6 7.8 «Lava la tbstace fa che t’assicuri: 1 4 6 ché ciò che vidn qua sù del mortal mendo, 2 4 6 9 36 convifn ch’ai ngstri raggi si maturi». 2 4 6 Quhsto confirto del fjco seckndo (1) 4 (7) mi vlnne,mnnd’ io leväi liopcchiqa’ mrnti 2 (4) 6 8 39 che li ’ncurvaron pria col trsppo ptndo. 4 6 8 «Pui che per grazia vuvl che tu t’affrwnti 1 4 6 8 lo nxstroyImperadzre,{anzi la m|rte, 2 6 7 42 ne l’aula più secr}ta c~’ sui c€nti, 2 (4) 6 (9) sì che, vedutoil v‚r di quƒsta c„rte, (1) 2 4 6 8 la sp ne, che là giù b†ne‡innamˆra, 2 6 7 45 in te‰eŠin altrui di ciò conf‹rte, 2 6 8 dì quŒl ch’ll’ è, dì cŽme se ne ’nfira 1 2 3 4 5 (6) la mnte tua,‘e d쒓nde”a te v•nne». 2 4 6 7 (9) 48 Co–ì seguì ’l sec—ndo lume˜anc™ra. 2 4 6 8 E qušlla pïa che guidò le p›nne 2 4 8 de le mieœalia cožìŸalto v lo, (3) 4 8 51 a la risp¡sta co¢ì mi prev£nne: 4 7 «La Chi¤¥a militante¦alcun figliu§lo 2 6 8 non ha con più speranza, c¨m’ è scritto 2 (4) 6 (9) 54 nel S©l che raggia tutto nªstro stu«lo: 2 4 6 8

4 Mit Lächeln sagte Beatrice dann: »Erlauchte Seele du, die von der Milde 30 an unsrem reichen Königshofe schriebest, laß jetzt die Hoffnung in der Höhe tönen; du weißt ja, daß du sie verkörperst, immer 33 wenn Jesus die drei liebsten Jünger ruft.« »Erheb das Haupt und stärke deinen Mut! denn was heraufkommt aus der Erdenwelt, 36 hat erst an unsern Strahlen auszureifen.« So gab das zweite Licht mir seinen Zuspruch; und meinen Blick erhob ich zu den Gipfeln, 39 vor deren Wucht ich ihn zuerst gesenkt. »Da gnädig unser Kaiser will, daß du noch vor dem Tode im geheimsten Rat 42 mit seinen Edeln dich besprechen sollst und daß du hier im Angesicht der Wahrheit die Liebespenderin für dich und andre 45 auf Erden dadurch stärken mögst, die Hoffnung, so sag, was Hoffnung ist und wie sie blüht in dir, und sag, woher sie zu dir kam.« 48 So sprach das zweite Licht zum andernmal. Die fromme Herrin aber, die zum Flug in solche Höhe mich geleitet hatte, 51 kam mit der Antwort mir zuvor und sagte: »Die Kirche hat auf Erden keinen Sohn, der fester in der Hoffnung steht als dieser. 54 So les ich's in der Sonne, die uns strahlt.

5 però li¬è conceduto che d’Egitto 2 6 v gna®in Ieru¯al°mme per ved±re, 1 6 57 anzi che ’l militar li sia prescritto. 1 6 8 Li²altri due punti, che non per sap³re 1 4 7 s´n dimandati, ma perch’ µi rapp¶rti 1 4 8 60 quanto qu·sta virtù t’è¸in piac¹re, 1 3 6 7 a lui lasc’ io, ché non li saran fºrti 2 4 5/6 (9) né di»iattanza;¼ed ½lli¾a ciò risp¿nda, 1 4 6 8 63 e la grazia di Dio ciò li compÀrti». 3 6 7 CÁme discÂnte ch’a dottÃr secÄnda 1 4 8 prÅntoÆe libÇnteÈin quÉl ch’ÊlliËèÌespÍrto, 1 4 6 7 (8) 66 perché la sua bontà si diÎascÏnda, 2 6 «SpÐne», diss’ io,Ñ«èÒunoÓattÔnder cÕrto 1 4 6 8 de la glÖria futura,×il qual produce 3 6 8 69 grazia divinaØe precedÙnte mÚrto. 1 4 8 Da mÛlte stÜlle mi viÝn quÞsta luce; 2 4 7 8 ma qußi la distillò nel mio càr pria 2 6 (8) 9 72 che fu sámmo cantor del sâmmo duce. (2) 3 6 8 ‘Spãrinoäin te’, ne la sua tëodia 1 4 7 dice, ‘colår che sannoæil nçme tuo’: 1 4 6 (8) 75 e chi nèl sa, s’élliêha la fëde mia? 2 4 5.6 8 Tu mi stillasti, con lo stillar suo, 1 4 9 ne la pìstola píi; sì ch’io sîn piïno, 3 6 (7) 8 78 eðin altrui vñstra piòggia repluo». 4 5 7 Móntr’ io dicôva, dõntroöal vivo s÷no 2 4 6 8 di quølloùincúndio tremolavaûun lampo 2 4 8 81 sùbitoüe spýssoþa gui a di bal no. 1 4 6

6 Drum ist es ihm verstattet, aus Ägypten zu kommen und Jerusalem zu schauen, 57 noch eh sein Heeresdienst zu Ende geht. Die übrigen zwei Fragen stelltest du nicht Wissens halber, sondern um zu künden, 60 wie diese Tugend dir so wohl gefällt. Ich laß sie ihm, sie können ihm nicht schwer sein; und ohne Prahlerei kann er die Antwort 63 dir geben. Gott vergönn es ihm in Gnaden.« Als wie ein Schüler, der bereit und willig im durchgeübten Stoff dem Lehrer folgt, 66 damit sich seine Tüchtigkeit erweise – »Hoffnung«, sprach ich, »ist sichere Erwartung der künftigen Herrlichkeit; sie wird erzeugt 69 durch Gottes Gnade, wenn Verdienst vorhergeht. Von vielen Sternen kommt mir Hoffnungsstrahl; den ersten aber senkte in mein Herz 72 der große Sänger unsres großen Herrn. ›Es hoffe drum auf dich‹, so singt und sagt er in seinem Psalm, ›wer deinen Namen kennt.‹ 75 Und wer, der meines Glaubens, kennt ihn nicht? Nächst ihm erquicktest du mich dann mit deiner Epistel, so, daß ich nun ganz erfüllt bin 78 und kann mit eurem Trank die andern laben.« Indes ich sprach, durchzitterte ein Blitzen das Innre dieses seelenvollen Brandes 81 so schnell und häufig wie ein Wetterleuchten.

7 Indi spirò: «L’am re nd’ io avvampo 1 4 6 8 anc r v r’ la virtù che mi segu tte 2 (3) 6 84 infin la palma e a l’uscir del campo, 2 4 8 vu l ch’io respiri a te che ti dil tte 1 (2) 4 6 di l i; ed mmi a grato che tu diche 2 4 6 (9) 87 qu llo che la speranza ti ’mprom tte». 1 6 E io: «Le n ve e le scritture antiche 2 4 8 p ngon lo s gno, ed sso lo mi addita, 1 4 6 90 de l’anime che Dio s’ha fatte amiche. 2 6 8 Dice I a!"a che ciascuna vestita 1 4 7 ne la sua t#rra f$a di d%ppia v&sta: 4 6 8 93 e la sua t'rra(è qu)sta d*lce vita; 4 6 8 e ’l tuo frat+llo,assai v-e più dig.sta, (2) 4 6 8 là d/ve tratta de le bianche st0le, 1 (/2) 4 8 96 qu1sta revelazi2n ci manif3sta». 1 6 E prima,4appr5sso6al fin d’7ste par8le, 2 4 6 7 ‘Sp rent n t ’ di s9pr’ a n:i s’udì; 1 4 8 99 a che rispu;<er tutte le car=le. 4 6 P>scia tra?@sseAun lume si schiarì 1 4 6 sì che, se ’l CancroBavCsseDun tal cristallo, 1 2 4 6 8 102 l’invErnoFavrGbbeHun mIJe d’un sKl dì. 2 4 6 9 E cLme surgeMe vaNed OntraPin ballo (2) 4 6 8 vQrgine liRta, sSl per fareTonUre 1 4 6 8 105 a la novizia, non per alcun fallo, 4 6 9 coVì vid’ io lo schiarato splendWre 2 4 7 venireXa’ due che si volgYenoZa n[ta 2 4 8 108 qual conven\esi]al l^ro_ard`nteaambre. 1 4 (6) 8

8 Dann hauchte es: »Mein Eifer lodert so für diese Tugend, die zur Siegespalme 84 ans End des Schlachtfelds mich begleitet hat, daß ich auch dich beeifern muß zur Lust an ihr, und wünsche drum, daß du bekennest: 87 was ist's, das deine Hoffnung dir verspricht?« Und ich: »Die alten und die neuen Schriften bestimmen (was sich deutlich mir erweist) 90 das Ziel der Seelen, die dem Herrn gefallen. Jesaia sagt: ›Zweifaches soll die Seele in ihrem Land besitzen, zwei Gewänder.‹ 93 Ihr Land ist dieses paradiesische Leben. Und noch viel faßlicher läßt uns dein Bruder dort, wo er von den weißen Kleidern handelt, 96 dieselbe Offenbarung klar erkennen.« Und gleich am Anfang meiner Worte klang es über uns: »Es hoffe drum auf dich . . . «, 99 und alle Reigenrunden respondierten. Dann wuchs ein Licht aus ihnen vor, so hell, daß, wenn im Krebs ein solcher Demant strahlte, 102 ein ganzer Wintermonat taghell würde. Und wie ein fröhlich Mädchen sich erhebt und vortritt in den Tanz, nur um die Braut 105 zu ehren, nicht aus Eitelkeit etwa, so sah ich diesen wunderhellen Schimmer den zwein sich nahn, die sich im Kreise drehten, 108 getragen von dem Feuer ihrer Minne.

9 Micesi lì nel cantode ne la reta; 1 4 6 e la mia dfnnagin lhr tenia l’aspjtto, 4 6 8 111 pur ckme splma tacitaneoimmpta. 1 4 6 «Quqstirè colui che giacque sspra ’l pttto 1 4 6 8 del nustro pellicano,ve quwsti fue 2 6 8 114 di su la crxceyal grandezofficio{el|tto». 4 6 8 La d}nna mia co~ì; né però piùe 2 4 6 7 9 msser la vista sua di stare€attnta 1 4 6 8 117 p‚scia che prima le parƒle sue. 1 4 8 Qual è colui ch’ad„cchia e s’argom†nta 2 4 6 di ved‡reˆeclissar lo s‰leŠun p‹co, (3) 6 8 120 che, per vedŒr, non vednte divŽnta; 1 4 (5) 7 tal mi fc’ ioa qu‘ll’ ultimo f’co 1 4 7 m“ntre che d”tto fu: «Perché t’abbagli 1 4 6 8 123 per ved•r c–—a che qui non ha l˜co? 3 4 7 (9) In t™rrašè t›rraœil mio crpo,že saragli 2 4 7 tanto con liŸaltri, che ’l numero n stro 1 4 7 126 con l’ett¡rno prop¢£ito s’agguagli. 3 6 Con le due st¤le nel be¥ato chi¦stro (3) 4 8 s§n le due luci s¨le che saliro; (1) (3) 4 6 129 e qu©stoªapporterai nel m«ndo v¬stro». 2 6 8 A qu sta v®ce l’infiammato giro 2 4 8 si quïetò con ¯sso°il d±lce mischio 4 6 8 132 che si fac²a nel su³n del trino spiro, 4 6 8 sì c´me, per cessar faticaµo rischio, 1 2 6 8 li r¶mi, pria ne l’acqua riperc·ssi, 2 4 6 135 tutti si p¸¹anoºal sonar d’un fischio. 1 4 8

10 Er fügt' sich ein in ihren Takt und Sang, und meiner Herrin Blick ruhte auf ihnen. 111 Schweigsam und reglos glich sie einer Braut. »Du siehst hier den, der unsrem Pelikan so nah am Herzen lag; vom Kreuz herab 114 ward er zum hohen Amte ausersehen.« So meine Herrin, doch indes sie sprach, und nach wie vorher, wandte sie kein Auge 117 aus ihrem aufmerksamen Schauen ab. Wie einem, der von der Verfinsterung der Sonne etwas zu erspähn sich müht 120 und dann vor lauter Schauen nichts mehr sieht, erging es mir mit diesem neuen Licht; indes es sprach: »Was blendest du dich selbst, 123 um etwas zu erschaun, das hier nicht statthat? Erde auf Erden ist mein Leib und bleibt so mit allen andern, bis die Zahl der Unsern 126 nach ewiger Vorbestimmung sich erfüllt hat. Mit beiden Hüllen in dem seligen Chor sind hier nur zwei, die aufgefahren kamen. 129 Und so sollst du's in eurer Welt berichten.« Bei diesem Wort kam der entflammte Reigen zum Stillstand und zugleich das Tongeflechte, 132 das liebliche, im Dreiklang hingehauchte. So, wenn Ermüdung, wenn Gefahr sich meldet, werden die Ruder, die das Wasser schlugen, 135 beim Zeichen eines Pfiffes alle still. –

11 Ahi quanto ne la m»nte mi comm¼ssi, 1 2 6 quando mi v½lsi per ved¾r Beatrice, 1 4 8 138 per non pot¿r vedÀr, benchéÁio fÂssi 2 4 6 (8) prÃsso di lÄi,Åe nel mÆndo felice! 1 4 7

12 Weh! Wie erschütterte es meinen Geist, als ich den Blick zu Beatrice wandte 138 und sie nicht sehen konnt' und war ihr doch so nah und in der Welt der Seligkeit!

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