Inferno – Canto 19

La Divina Commedia Inferno Canto XIX Das Lied der simonistischen Päpste Zeit: Sonntag, 26. März 1301 (Samstag, 9. April 1300): bei Sonnenaufgang Ort: Kreis VIII (Malebolge): Betrüger Graben III: Simonisten Personen: Dante, Virgilio, Papst Niccolò III © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 Sim n mago, o mi eri seguaci 3 4 6 che le c e di Dio, che di bontate 3 6 3 d on ssere sp e, e v i rapaci 1 3 6 8 per ro e per arg nto avolterate, 2 6 r convi n che per v i su ni la tr mba, (1) 3 6 7 6 però che ne la t rza b lgia state. 2 6 8 Già eravamo, a la segu nte t mba, 1 4 8 montati de lo sc glio in qu lla parte 2 6 8 9 ch’a punto s vra m !"o ’l f#sso pi$mba. 2 4 6 8 % s&mma sapï'nza, quanta(è l’arte 2 6 8 (9) che m)stri*in ci+lo,,in t-rra.e nel mal m/ndo, 2 4 6 9 12 e quanto giusto tua virtù comparte! 2 4 8 Io vidi per le c0ste1e per lo f2ndo 2 6 pi3na la pi4tra livida di fóri, 1 4 6 15 d’un largo tutti5e ciascun 6ra t7ndo. 2 4 7 (8) Non mi par8an m9n ampi né maggi:ri 4 6 che qu;’ che s<n nel mio b=l San Giovanni, 2 4 7 18 fatti per l>co d’i batte?@atAri; 1 4 l’un de li quali,BancCr non è mDlt’ anni, 1 4 6 8 rupp’ io per un che dEntro v’annegava: (1) 2 4 6 21 e quFsto sia suggGl ch’Hgn’ Imo Jganni. 2 6 8 FuKr de la bLccaMa ciascun soperchiava 1 4 7 d’un peccatNr li piOdiPe de le gambe 4 6 24 infinoQal grRsso,Se l’altro dTntro stava. 2 4 6 8 Le pianteUVranoWa tuttiXaccYZe[intrambe; 2 (3) 6 8 per che sì f\rte guizzavan le giunte, 3 4 7 27 che spezzate]aver^en rit_rte`e strambe. 3 6 8

2 Die ihr das heilige, für reine Hände bestimmte Gut des Herrn verderbt um Gold 3 und Silber, Simon, Zaubrer und Verführer, für dich und deine räuberische Bande, die ihr im dritten dieser Gräben steckt, 6 soll jetzt zum Aufruf die Trompete schmettern! Wir waren schon hinauf bis zu dem Punkt des Felsenstegs gelangt, der auf die Mitte 9 des Gräbergrabens lotrecht niederschaut. Wie kunstreich, hohe Weisheit, du dich zeigst im Himmel, auf der Erd und in der Hölle, 12 und wie gerecht dein Wirken sich verteilt! Ich sah im Grund des Tals und an den Seiten gar viele Löcher, alle rund, und jedes 15 von gleicher Größe in dem fahlen Stein. Sie schienen mir nicht enger und nicht weiter als die in unsrer schönen Taufkapelle 18 zum heiligen Johannes für die Taufe. Vor wenigen Jahren hab ich solch ein Becken zerschlagen, ein ertrinkend Kind zu retten. 21 Das sei hier festgestellt und aufgeklärt. Hervor aus jedes Loches Öffnung ragten die Füße und die Beine eines Sünders 24 bis an die Waden; drinnen stak der Rest. Bei allen aber flammt es auf den Sohlen der beiden Füße, daß sie im Gelenk, 27 als gält es Bänder zu zerreißen, zuckten.

3 Qual sualebil fiammeggiar de le ccdeeunte 2 6 9 mufversi pur su per la strgma buccia, 1 (4) 5 8 30 tal hra lì dai calcagniia le punte. (1/2) 4 7 «Chijè colui, maklstro, che si cruccia (2) 4 6 guizzando più che limaltri suni consorti», 2 4 6 8 33 diss’ io,p«e cui più rqggia fiamma succia?». 2 4 6 8 Ed rllisa me: «Se tu vut’ ch’i’ ti purti 2 4 7 là giù per quvlla ripa che più giace, 2 4 6 9 36 da lui saprai di séwe dx’ suyi tzrti». 2 4 6 (9) E{io: «Tanto m’è b|l, quanto}a te piace: 2 3 6 7 9 tu s~’ segnre,€e sai ch’i’ non mi parto 1/2 4 6 (8) 39 dal tuo volre,‚e sai quƒl che si tace». 4 6 7 All„r venimmo in su l’argine quarto; 2 4 7 volg†mmo‡e discendˆmmo‰a mano stanca 2 6 8 42 là giù nel fŠndo foracchiato‹eŒarto. (2) 4 8 Lo bun maŽstroanc‘r de la sua’anca 2 4 6 (9) non mi dipu“”e, sì mi giunse•al r–tto (1) 4 (6) 8 45 di quel che si piang—va con la ˜anca. 2 6 «™ qual che sš’ che ’l di sù ti›n di sœtto, 2 4 7 8 anima trista come pal commssa», 1 4 8 48 comincia’žioŸa dir, «se pu i, fa m¡tto». 3 6 8 9 Io stava come ’l frate che conf¢ssa 2 6 lo p£rfido¤assessin, che, p¥i ch’è fitto, (2) 6 7/8 51 richiama lui per che la m¦rte c§ssa. 2 4 8 Ed el gridò: «S¨’ tu già costì ritto, 2 4 6.7 9 s©’ tu già costì ritto, Bonifazio? 2.3 5 6 54 Di parªcchi«anni mi mentì lo scritto. 3 4 8

4 Wie über fettem Grund die Flamme spielt und immer aufwärts flackert an dem Dochte, 30 so von der Ferse hier bis an die Zehen. »Wer ist wohl, Meister« , frug ich, »der Erzürnte, der heftiger dort als seine Nachbarn zuckt, 33 und den so dunkelrot die Flamme küßt?« Und er: »Willst du, daß ich den Hang hinab dich trage, dort am weniger steilen Ufer, 36 so kann er selbst sein Unrecht dir erzählen.« Und ich: »Wie’s dir beliebt, soll’s mir gefallen. Du bist der Herr und weißt: ich trenn mich nicht 39 von deinem Weg, und weißt auch das Verschwiegene.« So kamen wir zum vierten Damm hinüber und wandten uns und stiegen ab zur Linken 42 bis auf den Grund, beengt durch viele Löcher. Der Meister, seine Hüfte vorgestemmt, bis an den Rand der Höhlung trug er mich, 45 aus der die Klage mit den Füßen sprang. »Wer du auch seist, verworfne Seele, die, köpflings gerammt, das Obere unten hält«, 48 begann ich, »sprich, so du’s vermagst, ein Wort.« Ich war, dem Mönche gleich, der Beichte hört, zum eingegrabnen Mörder hingebeugt, 51 der ihn noch herruft, eh er sterben muß – als jener schrie: »Stehst du schon aufrecht da, stehst du schon da und wartest, Bonifaz? 54 Dann hat um Jahre mich die Schrift betrogen.

5 S¬’ tu sì t sto di qu®ll’ av¯r sazio 2 4 9 per lo qual non tem°sti tòrre±a ’nganno 3 4 6 8 57 la b²lla d³nna,´e pµi di farne strazio?». 2 4 6 8 Tal mi f¶c’ io, quai s·n col¸r che stanno, 1 4 6 8 per non int¹nder ciò ch’è lºr risp»sto, 4 (6) 8 60 qua¼i scornati,½e risp¾nder non sanno. 1 4 7 All¿r Virgilio disse: «Dilli tÀsto: 2 4 6 8 “Non sÁn colui, non sÂn colui che crÃdi”»; 2 4 6 8 63 eÄio rispuÅÆi cÇmeÈa me fuÉimpÊsto. (2) 4 8 Per che lo spirto tutti stËrseÌi piÍdi; 4 6 8 pÎi, sospirandoÏe con vÐce di pianto, 1 4 7 66 mi disse: «Dunque cheÑa me richiÒdi? 2 4 6 8 Se di saper ch’i’ sÓa ti cal cotanto, 4 6 8 che tuÔabbi però la ripa cÕrsa, 3 6 8 69 sappi ch’i’ fui vestito del gran manto; 1 4 6 9 e veramÖnte fui figliu×l de l’Ørsa, 4 6 8 cÙpido sì per avanzar liÚorsatti, 1 4 8 72 che sù l’avÛreÜe qui me miÝiÞin bßrsa. 2 4 7 (8) Di sàttoáal capo mio sân liãaltri tratti 2 (4) 6 8 che precedätter me simoneggiando, 4 6 75 per le fessure de la piåtra piatti. 4 8 Là giù cascheròæioçaltresì quando 2 5 6 9 verrà colui ch’i’ credèa che tu féssi, 2 4 7 78 allêr ch’i’ fëci ’l sùbito dimando. 2 4 6 Ma piùìè ’l tímpo già cheîi piè mi cïssi 2 4 6 8 e ch’i’ sðn stato coñì sottosòpra, 2 4 7 81 ch’ól non starà piantato côi piè rõssi: (1.2) 4 6 9

6 Hast du so schnell am Reichtum dich gesättigt, den zu erraffen du die Braut des Herrn 57 beraubt und ohne Scheu mißhandelt hast?« Da stand ich nun und hielt mich für gefoppt, weil ich die Antwort nicht verstehen konnte, 60 und meinerseits auch keine Antwort wußte. Hier griff Vergilius ein: »Sag ihm doch schnell: ich bin nicht der, den du erwartest, bin’s nicht.« 63 Und wie er mir befahl, gab ich die Antwort, worauf der Geist die Füße heftig renkte und seufzend mit gebrochner Stimme sprach: 66 »Was willst du dann von mir? Wenn dir so viel daran gelegen, zu erfahren wer ich bin, daß du den Hang danach durchstreifst, 69 so wisse denn, ich trug den großen Mantel, war ein Orsini, echtes Kind der Bärin, den kleinen Bären-Vettern so behilflich, 72 daß ich die Tasche füllte, dort – und hier. Die vor mir Simonie betrieben, stecken in Felsenspalten unter meinem Kopfe 75 und liegen platt. Ich selber muß zu ihnen hinuntersinken, alsbald wenn der andre, den ich in dir vermute, sich einstellt. 78 Daher ich vorhin dich so plötzlich fragte; doch länger ist es schon, daß ich die Füße mir koche und so köpflings drinnen stecke, 81 als ihm die heiße Fußkur dauern wird;

7 ché döpo lui verrà di più laida÷øpra, 4 6 9 di vùr’ ponúnte,ûun pastor sanza lügge, 2 4 7 8 84 tal che conviýn che luiþe me ricu pra. 1 4 6 8 Nu vo Ia òn sarà, di cui si l gge 1 4 6 8 n ’ Maccab i; e c me a qu l fu m lle 4 (6) 8 87 suo r , co ì f a lui chi Francia r gge». 2 (4) 6 8 Io non s s’i’ mi fui qui tr ppo f lle, 3 6 7 8 ch’i’ pur rispu i lui a qu sto m tro: 2 (4) 6 8 90 «D h, r mi dì: quanto te ro v lle 1 2 4 5 8 N stro Segn re!in prima da san Pi"tro (1) 4 6 ch’#i pon$sse le chiavi%in sua balìa? 3 6 (8) 93 C&rto non chi'(e se non “Vi)mmi retro”. 1 4 7 8 Né Pi*r né li+altri t,lsero-a Matia 2 4 6 .ro/0d arg1nto, quando fu sortito 1 4 (6/8) 96 al l2co che perdé l’anima ria. 2 6 7 Però ti sta, ché tu s3’ b4n punito; (2) 4 6 8 e guarda b5n la mal t6lta mon7ta 2 4 7 99 ch’8sser ti f9ce c:ntra Carlo;ardito. 1 4 (6) 8 E se non f<sse ch’anc=r lo mi vi>ta 4 7 la rever?nza de le s@mme chiavi 4 8 102 che tu tenAsti ne la vita liBta, 2 4 8 ioCuDerEi parFleGancHr più gravi; 1 4 6 8 ché la vIstraJavariziaKil mLndoMattrista, 3 6 8 105 calcandoNi buOniPe sollevandoQi pravi. 2 4 8 Di vRi pastSr s’accTrseUil Vangelista, 2 4 6 quando colVi che siWde sXpra l’acque (1) 4 6 8 108 puttaneggiar cYi rZgi[a lui fu vista; 4 6 8

8 denn nach ihm kommt vom Westen bald ein Schlimmrer, ein zügelloser Seelenhirte, der 84 dann meinen Nachfolger und mich hinabdrückt. Er wird ein neuer Jason nach dem Buch der Makkabäer sein und seinen König, 87 der ihm den Willen tut, in Frankreich finden.« Ob ich zu weit gegangen bin, ich weiß nicht, als ich nach meiner Tonart ihm entgegnete: 90 »Nun sag mir doch, wie viel hat unser Herr dem heiligen Petrus abverlangt, bevor er ihm die Schlüssel zur Betreuung gab? 93 Nur eins hat er gefordert: folgt mir nach! Und kein Apostel ließ sich Gold und Silber bezahlen, als durchs Los sie dem Matthias 96 das Amt, das Judas lassen mußte, gaben. Drum halte still, du bist zu Recht bestraft, und hüte gut das schlecht erworbne Geld, 99 mit dem du gegen Karl so mutig tatest. Und wär die Ehrfurcht nicht, die stets mich bindet vor den geweihten Schlüsseln, die du einst 102 im muntern Leben droben führen durftest, so möcht ich ernstre Worte noch gebrauchen. Durch eure Habgier ist die Welt verdüstert, 105 ihr stürzt die Guten und erhebt die Bösen. Euch Hirten meinte der Evangelist, als er die Hure auf den Wassern sah, 108 die mit den Königen der Erde buhlte,

9 qu\lla che con le s]tte t^ste nacque, 1 6 8 e da le di_ce c`rnaabbbecargomdnto, 4 6 7 111 fin che virtuteeal suo marito piacque. 1 4 (6) 8 Fatto v’avfte dio d’grohe d’arginto; 1 4 6 7 e chejaltrokè da vlima l’idolatre, 3 (4) 6 114 se non ch’nlliouno,pe vqi nerorate csnto? (2) 3 4 6 8 Ahi, Costantin, di quanto mal fu matre, 1 4 6 8 non la tua conversitn, ma quulla dvte 1 3 6 (8) 117 che da te prwxeyil primo ricco patre!». (3) 4 6 8 E mzntr’ io li cantava cotai n{te, (2.3) 6 9 o|ira}o coscï~nza che ’l mordsse, 2 6 120 forte spingava con ambo le pi€te. 1 4 7 I’ credo bn ch’al mio duca piac‚sse, 2 4 7 con sì contƒnta labbia s„mpre att†‡e (2) 4 6 8 123 lo suˆn de le par‰le vŠre‹esprŒsse. 2 6 8 Però con ambo le braccia mi prŽe; 2 4 7 e pi che tutto su mi s’bbe‘al p’tto, 2 4 6 8 126 rimontò per la via“”nde disc•–e. 3 6 (7) Né si stancò d’av—rmi˜a sé distr™tto, (1) 4 6 8 sì mšn portò s›vra ’l cœlmo de l’arco 1 4 5 7 129 che dal quartoal quintožargineŸè trag tto. 3 5 6 (8) Quivi so¡avem¢nte spu£¤e¥il carco, 1 6 8 so¦ave per lo sc§glio sc¨ncio©ed ªrto 2 6 8 132 che sar«bbe¬a le capre duro varco. 3 6 8 Indi un altro vall®n mi fu scop¯rto. 1 3 6 (8)

10 die hochgeborene mit sieben Häuptern, und mit zehn Hörnern wohl behütete, 111 solang ihr Gatte noch die Reinheit liebte. Aus Gold und Silber macht ihr einen Gott wie echte Götzendiener, nur daß jene 114 vor Einem knien und ihr vor Hunderten. Weh, wie viel Unheil, Konstantin, erwuchs – nicht etwa aus der Taufe, aus der Schenkung 117 des ersten Reichtums an den Heiligen Vater!« Indes ihm so mein Rügelied erklang, sei’s daß die Wut, sei’s daß die Reu ihn stach, 120 bewegt’ er heftig stampfend beide Füße. Mein Führer war, ich glaub es, einverstanden, denn freundlich lauschte er die ganze Zeit 123 dem echten Ton in meinen starken Worten. Mit beiden Armen drauf umfaßt er mich und zog mich ganz an seine Brust, sodann 126 stieg er zurück den Weg, den er gekommen, und wurd nicht müd, mich fest an sich zu pressen, sogar bis auf den Scheitelpunkt der Brücke 129 des viert und fünften Dammes trug er mich, und sachte setzt’ er dort die Last zu Boden, sehr sachte, denn der Fels war rauh und steil, 132 ein unbequemer Pfad sogar für Ziegen. Von dort erschloß sich mir ein neuer Graben.

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