Purgatorio – Canto 23

10 Wenn mich die Schau aufs Kommende nicht trügt, verfallen sie in Leid, noch eh der Flaum 111 des Knäbleins Wange säumt, das heut gelullt wird. – Doch jetzt verbirg dich mir nicht mehr, mein Bruder! Du siehst ja, wie nicht ich allein, wie alle 114 dorthin, wo du die Sonne hinderst, schauen.« Und ich: »Wenn du dir nochmals überdenkst, wie du mit mir und ich mit dir gewesen, 117 tut heute die Erinnerung noch weh. Von jenem Lebensstile brachte dieser, der vor mir geht, mich ab vor wenigen Tagen, 120 da rund des Mondes Scheibe war, wie die der Schwester dort« (ich wies hinauf zur Sonne). »Durch Nacht der toten Seelen führte er 123 mein lebend Fleisch hindurch, ich folge ihm. Von dort empor mit seinem Troste zog er mich und rings um diesen Berg, wo ihr 126 das einst Verkrümmte in die Richte bringt. Er sagt mir sein Geleite zu so lange, bis ich das Ziel bei Beatrice finde. 129 Dort oben hab ich ohne ihn zu sein. Vergilius, dieser, hat es mir gesagt« (und damit deutet ich auf ihn), »der andre 132 ist der, den euer Reich in allen Fugen erbebend, eben jetzt entlassen hat.«

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