6 So weiß man denn auch nicht, woher in euch die Urbegriffe des Verstehens kommen, 57 so wenig wie der Trieb des Urbegehrens: sie sind in euch, so wie zum Honigmachen die Biene kommt, und dieser erste Trieb 60 gibt keinem Lob und keinem Tadel Raum. Damit dem Urtrieb sich die andern fügen, ist euch die Kraft, die urteilt, eingeboren. 63 Mit Ja und Nein muß sie die Schwelle hüten; sie ist der Grund des wirklichen Verdienstes in euch, dieweil sie auswählt und entscheidet, 66 was gute und was schlechte Liebe ist. Die wirklich gründlichen unter den Denkern erkannten diese eingeborne Freiheit 69 und stifteten auf Erden Sittlichkeit. Nehmen wir an, daß jeder Liebestrieb durch Not und Zwang in euch entzündet wird: 72 doch ihn zu meistern, liegt in eurer Macht. Und diese edle Kraft meint Beatrice, wenn sie von Willensfreiheit spricht. Drum schau 75 daß du's behältst, wenn dir ihr Wort begegnet.« Der Mond kam späte gegen Mitternacht. und manches Sternlein schwand dahin vor ihm, 78 der wie ein rotdurchglühter Kessel strahlte. Dem Himmelslauf entgegen zog er hin die Straße, die erhitzt wird von der Sonne, 81 wenn sie, von Rom gesehn, im Meer versinkt.
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