10 Und weil für sich allein, getrennt vom Ersten kein ander Wesen zu begreifen ist, 111 kann keine Regung uns zu Urhaß führen. So bleibt, wenn meine Teilung richtig ist, daß man das Übel nur beim Nächsten liebt; 114 und dreifach wächst euch diese Schadenliebe. Der eine hofft von Nachbars Untergang Erhebung sich, und darum nur begehrt er, 117 daß jener Größere erniedrigt werde. Der andre bebt um seine Macht und Gunst, um Ruhm und Ehre, wenn der Nächste aufsteigt; 120 dem grollt er drum und gönnt nichts Gutes ihm. Der dritte wähnt durch Unbill sich geschändet, so sehr, daß er auf Rache lüstern wird 123 und sinnt, wie er dem Nächsten wehe tue. Auf diesen untern Simsen hier verbüßt sich solch dreifach falsche Liebe. Jetzt sollst du 126 die Liebe ohne Maß und Ordnung sehen. Ein jeder ahnt, wenn auch verworren nur, und wünscht das Gut, das ihm die Seele stillt, 129 daher auch jeder strebt, es zu erreichen. Doch wen nur eine träge Liebe treibt, daß er es schaue und erringe, der 132 bereut's und muß auf diesem Sims es büßen. Noch andre Güter gibt's, doch machen sie nicht unser Glück und sind nicht wesentlich, 135 nicht alles Guten Same, Frucht und Wurzel.
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