Purgatorio – Canto 11

8 »Ach Bruder«, sprach er, » frischer lachen jetzt des Franco von Bologna Pinselkünste. 84 Er hat den Ruhm jetzt ganz, ich nur zum Teil. Das hätt ich nicht so freundlich zugegeben solang ich lebte, denn gar heftig drängte 87 im Herzen mir der Wunsch nach Auszeichnung. Für solchen Stolz bezahlt man hier die Strafe. Und noch wär ich nicht hier, hätt ich aus Sünden 90 mich nicht zur rechten Zeit zu Gott gewendet. O eitler Ruhm der Leistung bei den Menschen! Wie kurz das Grün am höchsten Gipfel währt, 93 wenn nicht ein Stillstand dumpfer Zeiten kommt! So dachte bei den Malern Cimabue das Feld zu halten: jetzt gilt nur noch Giotto, 96 und in den Schatten trat des andern Ruhm. Ein Guido hat dem andern weggenommen den Dichterpreis des Sprachstils, und vielleicht 99 ist schon geboren, der sie beide schlägt. Der Lärm der Welt ist wie des Windes Hauch, der bald von da und bald von dort uns bläst 102 und seinen Namen mit der Richtung ändert. Was macht's für deinen Ruhm dereinst, ob du in hohem Alter hinfährst, ob du stirbst 105 mit Kindermund noch ›pappo, dindi‹ lallend, in tausend Jahren wohl, die doch noch kürzer erscheinen vor der Ewigkeit als wie 108 ein Wimperschlag im Jahr des Fixsternhimmels. –

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