6 wollt ich den Lebenden, der sich nicht nennt, mir anschaun, wollte sehn, ob ich ihn kenne, 57 und was ich trage, müßt' sein Mitleid wecken. Ich war Lateiner, Sohn des großen Tuskers. Wilhelm Aldobrandesco hieß mein Vater. 60 Ob ihr wohl je gehört habt seinen Namen? Das alte Blut und die hochherzigen Taten der Ahnen machten mich so dünkelhaft, 63 daß ich vergag, ein Menschenkind zu sein, verachtend gründlich jedermann, so daß ich daran starb, wie die Sienesen wissen 66 und jedes Kind in Campagnatico. Umberto bin ich, und nicht mich allein, die Meinen alle plagt der Hochmut sehr 69 und hat ins Elend sie hinabgerissen. Um Hochmuts willen muß ich hier die Last so lange schleppen, bis ich Gott versöhne, 72 da ich's versäumt im Leben, bei den Toten.« Ihm zuzuhören beugte ich mich nieder, und einer von den Büßern, nicht der Sprecher, 75 wandte sich unterm hemmenden Gewicht und sah mich an und kannte mich und rief mich, wobei er angestrengt die Augen heftet 78 auf mich, der ganz gebeugt mit ihnen ging. »Oh«, sagt ich ihm, »bist du nicht Oderisi, der Ruhm von Gubbio und jener Kunst, 81 die in Paris Illuminieren heißt?«
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