Paradiso – Canto 23

La Divina Commedia Paradiso Canto XXIII Das Lied vom Triumph Christi und der Madonna Zeit: Donnerstag, 30. März 1301 (Mittwoch, 13. April 1300): nicht näher bestimmt (nach Ostern) Ort: Achter Himmel: Fixsterne Personen: Dante, Beatrice, la vergine Maria, l’arcangelo Gabriele, san Pietro © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 C me l’aug llo, intra l’amate fr nde, 1 4 5 8 po ato al nido d ’ su i d lce nati 2 4 8 3 la n tte che le c e ci nasc nde, 2 6 che, per ved r li asp tti di ïati 1 4 6 e per trovar lo cibo nde li pasca, 4 6 7 6 in che gravi lab r li s no aggrati, 3 6 8 previ ne il t mpo in su ap rta frasca, 2 4 8 e con ard nte aff tto il s!le"asp#tta, 4 6 8 9 fi$o guardando pur che l’alba nasca; 1 4 6 8 co%ì la d&nna mïa stava'er(tta 2 4 6 8 e)att*nta, riv+lta,inv-r’ la plaga 3 6 8 12 s.tto la quale/il s0l m1stra m2n fr3tta: 1 4 6 7 9 sì che, vegg4ndola5io sosp67a8e vaga, 1 2 4 6 8 f9cimi qual è qu:i che di;ïando 1 4 6 15 altro vorr<a,=e sperando s’appaga. 1 4 7 Ma p>co fu tra?uno@eAaltro quando, 2 4 6 8 del mioBattCnder, dico,De del vedEre 4 6 18 lo ciFl venir piùGe più rischiarando; 2 4 5 7 e Bëatrice disse:H«Icco le schiJre 4 6 7 del trïunfo di CristoKe tutto ’l frutto 3 6 8 21 ricLlto del girar di quMste spNre!». 2 6 8 ParOemi che ’l suo viPoQardRsse tutto, 2 6 8 e liSTcchiUavVa di letizia sì piWni, 2 4 7 (9) 24 che passXrmen conviYn sanza costrutto. 3 6 7 Quale nZ’ plenilunïi ser[ni 1 6 Trivïa ride tra le ninfe\ett]rne 1 4 8 27 che dipingon lo ci^l per tutti_i s`ni, 3 6 8

2 Wie's Vöglein, das die schwarze Nacht hindurch im trauten Laubwerk auf dem Neste saß 3 bei seinen lieben Kleinen, und sie jetzt so gern mit Augen sehn und atzen möchte und Nahrung für sie finden – schwere Arbeit, 6 und doch dem Vögelein so lieb, daß es schon vor der Zeit auf hohem Zweige wartet mit heißer Hoffnung auf das Sonnenlicht 9 und schaut und späht, ob's immer noch nicht dämmert – so hatte wachsam meine Herrin sich emporgerichtet nach der Himmelsgegend, 12 wo länger, wie es scheint, die Sonne weilt. Wie ich so gespannt und wunschvoll sah, ward mir zumut wie einem, der, begierig 15 auf Neues, schon am Hoffen sich befriedigt. Die Spanne meines Wartens aber währte nicht lange, denn schon sah ich, wie der Himmel 18 sich hellte und noch immer heller wurde. Und Beatrice sprach: »Die Scharen kommen in Christi Siegeszug, die ganze Ernte 21 des Kreislaufs dieser Sphären kommt herein!« Ihr Antlitz strahlte mir, als stünd's in Flammen, und ihre Augen so voll Fröhlichkeit, 24 daß ich's nicht schildern kann und schweigen muß. Wie in den hellen Vollmondnächten Luna inmitten ihrer ewigen Nymphen, die 27 den Himmel allerwärts verzieren, lächelt,

3 vid’ i’ sapra migliabia di luccrne 2 3 6 un sdl che tutte quante l’accendea, 2 (4) 6 30 cfme fa ’l ngstro le viste suphrne; (1) 4 7 e per la viva luce trasparia 4 6 la lucjnte sustanza tanto chiara 3 6 8 33 nel viko mio, che non la sostenla. 2 4 (6) mh Bëatrice, dnlce guidaoe cara! 1 4 6 8 plla mi disse: «Quql che ti sobranza 1 4 6 36 è virtù da cui nulla si ripara. 3 (5) 6 Quivirè la sapïsnzate la possanza 1 (2) 6 ch’aprì le strade tra ’l ciulove la twrra, 2 4 7 39 xnde fu già sì lunga diyïanza». 1 4 6 Czme f{co di nube si dis|rra (1) 3 6 per dilatarsi sì che non vi cape, 4 6 (8) 42 e fu}r di sua natura~in giù s’attrra, 2 (4) 6 8 la m€nte mia coì, tra qu‚lle dape 2 4 6 8 fatta più grande, di sé stƒssa„uscìo, 1 4 8 45 e che si f sse rimembrar non sape. 4 8 «Apri li†‡cchiˆe riguarda qual s‰n io; 1 3 6 8 tuŠhai vedute c‹Œe, che possnte ((1) 2) 4 6 48 sŽ’ fattoa sostenr lo ri‘o mio». 2 6 8 Io’“ra c”me qu•i che si ris–nte (1) 2 6 di vi—ï˜ne™oblitaše che s’ing›gna 4 6 51 indarno di ridurlasiœa la mnte, 2 6 quand’ iožudi’ quŸsta prof rta, d¡gna 2 4 5 8 di tanto grato, che mai non si stingue 2 4 7 54 del libro che ’l pret¢rito rass£gna. 2 6

4 so sah ich über Tausenden von Lichtern, sie allesamt entzündend, eins als Sonne: 30 so wie den Sternen unsre Sonne Glanz gibt. Und durch dies Sonnenlicht hindurch erschien sein Wesenskern und drang mir gar so klar 33 in mein Gesicht, daß ich es nicht ertrug. Wie liebreich, Beatrice, halfst du mir mit deinem Worte: »Was dich überwältigt, 36 ist Kraft, vor der es keine Rettung gibt. Es ist die Weisheit und es ist die Macht, die Wege auftat zwischen Erd und Himmel, 39 wonach so lange schon die Sehnsucht ging.« Wie Feuer, das sich dehnt, bis es die Wolke, die ihm zu eng geworden, sprengt und gegen 42 die eigene Natur zur Erde fährt, so war, von solcher Kost genährt, mein Geist gewachsen, sprengte seine Hülle – und 45 was dann in ihm geschah, weiß er nicht mehr. »Tu deine Augen auf und schau mich an! Du hast gesehen, was dir Kraft gegeben, 48 daß du mein Lächeln jetzt ertragen kannst.« Mir war wie dem Erwachenden zumute, der sein verwischtes Traumgesicht vergeblich 51 sich in den Sinn zurückzurufen trachtet, als ich den hohen Anruf hörte, dem ein unvertilgbar Dankgefühl gebührt 54 im Lebensbuche des Vergangenen. –

5 Se m¤ sonasser tutte qu¥lle lingue 2 4 6 8 che Polimn¦a con le su§re f¨ro 4 8 57 del latte l©r dolcissimo più pingue, 2 4 6 (9) per aªiutarmi,«al mill¬mo del v®ro 4 7 non si verr¯a, cantando°il santo ri±o (1) 4 6 8 60 e quanto²il santo³asp´tto facµa m¶ro; 2 4 6 9 e co·ì, figurando¸il paradi¹o, 3 6 conviºn saltar lo sacrato po»¼ma, 2 4 7 63 c½me chi tr¾va suo cammin rici¿o. 1 4 8 Ma chi pensasseÀil ponderÁÂo tÃma (2) 4 8 e l’Ämero mortal che se ne carca, 2 6 66 nol biaÅmerÆbbe se sÇtt’ Èsso trÉma: 1 4 8 non è parÊggio da pËcciola barca 2 4 7 quel che fendÌndo va l’ardita prÍra, 1 4 6 8 69 né da nocchiÎr ch’a sé medÏÐmo parca. 1 4 (6) 8 «Perché la faccia mia sì t’innamÑra, 2 (4) 6 7 che tu non ti rivÒlgiÓal bÔl giardino (2) 6 8 72 che sÕttoÖi raggi di Cristo s’infi×ra? (2) 4 7 QuiviØè la rÙÚaÛin che ’l vÜrbo divino 1 (2) 4 7 carne si fÝce; quivi sÞn li gigli 1 4 6 (8) 75 al cuißodàr si práâeãil buän cammino». (2) 4 6 8 Coåì Beatrice;æeçio, cheèa’ suéi consigli 2 4 6 8 tuttoêëra prìnto,íancîra mi rendïi 1 4 6 78 a la battaglia dð’ dñbili cigli. 4 7 Còmeóa raggio di sôl, che puro mõi (1) 3 6 8 per fratta nube, già prato di fiöri 2 4 6 7 81 v÷der, covørti d’ùmbra, liúûcchi miüi; 1 4 6 8

6 Ertönen jetzt zugleich, um mir zu helfen, die Dichterstimmen all aus Polyhymnias 57 und ihrer Schwestern bester Zucht und Lehre, so reichte es nicht für ein Tausendteil des wahren Werts zum Preis des heiligen Lächelns, 60 noch um ihr reines Antlitz zu besingen. – So muß bei Schilderung des Paradieses das fromme Lied, dem Wandrer gleich, die Schranke, 63 die ihm den Weg versperrte, überspringen. Doch wer bedenkt, wie schwer der Gegenstand, und daß die Schultern, die ihn tragen sterblich, 66 der wird nicht schelten wollen, wenn sie zittern. Für kleine Schiffe ist der Kurs nicht fahrbar, auf dem mein kühner Bug die Wogen spaltet, 69 und nicht für Schiffer, die sich schonen wollen. »Warum in meinen Anblick nur verliebt, beachtest du den schönen Garten nicht, 72 der unter Christi Sonne Blumen trägt? Die Rose sieh, in der das Gotteswort hienieden keimte, und die Lilien siehe, 75 die duftend lockten auf den guten Weg.« So Beatrice. Ich, der immer willig ihr folgte, stellte nochmals mich dem Ansturm 78 des Lichtes auf die schwachen Augenlider. Wie manchmal mir im Sonnenschein, der aus zerriss'ner Wolke strahlte, eine Wiese 81 mit Blumen hell erschien – und ich im Schatten:

7 vid’ io coýì più turbe di splendþri, 2 4 (5) 6 folgorate di sù da raggi ard nti, 3 6 8 84 sanza ved r principio di folgóri. 1 4 6 benigna vertù che sì li ’mpr nti, 1 3 6 8 sù t’essaltasti per largirmi l co 1 4 8 87 a li cchi lì che non t’ ran poss nti. 2 4 7 Il n me del b l fi r ch’io s mpre inv co 2 5 6 8 e mane e s ra, tutto mi ristrinse 2 4 6 90 l’animo ad avvi ar lo maggi r f co; 1 6 9 e c me mbo le luci mi dipinse (2) 3 6 il quale e il quanto de la viva st lla 2 4 8 93 che là sù vince c me qua giù vinse, 3 4 (6) 9 per ntro il ci lo sc!"e#una fac$lla, 2 4 6 formata%in c&rchio'a gu()a di cor*na, (2) 4 6 96 e cinsela+e gir,ssi-int.rno/ad 0lla. 2 6 8 Qualunque melod1a più d2lce su3na 2 6 8 qua giù4e più5a sé l’anima tira, 2 (4) 6 7 99 parr6bbe nube che squarciata t7na, 2 4 8 comparata8al sonar di qu9lla lira 3 6 8 :nde si coronava;il b<l =affiro 1 6 8 102 del quale>il ci?l più chiaro s’in@affira. 2 4 6 «Io sAnoBamCreDangElico, che giro 1.2 4 6 l’alta letizia che spira del vFntre 1 4 7 105 che fuGalbHrgo del nIstro diJiro; 4 7 e girerKmmi, dLnna del ciMl, mNntre 4 6 9 che seguirai tuo figlio,Oe farai dia 4 (5) 6 9 108 più la spPra supprQma perché lìRSntre». 1 3 6 (9)

8 so sah ich Schwärme hier, die, übergossen von Strahlenfeuer aus der Höhe, gleißten; 84 jedoch den Quell des Blitzens sah ich nicht mehr. – Die du sie also schmückest, gütige Kraft, du hobst dich in die Höh, um meinen Augen, 87 die's nicht ertragen konnten, Raum zu geben. Der blühende Name, den ich jeden Morgen und Abend rufe, zog jetzt mein Gemüt 90 zum größten der verbliebnen Lichter hin. In meinen beiden Augen malte sich die Form und Farb des Lebenssternes ab, 93 des siegenden im Himmel wie auf Erden, als eine Fackel niederstieg am Himmel und formte einen Kreis gleich einer Krone 96 und gürtete den Stern mit Wirbelschwung. Die lieblichste von allen Sangesweisen, die uns auf Erden wohl das Herz ergreifen, 99 sie wirkte wie ein Riß durch Donnerwolken, verglichen mit dem Klang der Melodie, die krönend über jenem Saphir schwebte, 102 dem klarsten Saphir, der am Himmel glänzt. »Ich bin die Engelsliebe, ich umkreise die hohe Seligkeit, die deinem Schoß 105 entsproß; du warst die Hütrin unsres Sehnens. Und immer will ich kreisen, Himmelsfürstin, dieweil du deinem Sohne folgst und mehrest 108 des höchsten Himmels Glanz durch deinen Eintritt.«

9 CoTì la circulata melodia 2 6 si sigillava,Ue tutti liValtri lumi 4 6 8 111 facWan sonareXil nYme di Maria. 2 4 6 Lo reZ[l manto di tutti\i volumi 3 4 7 del m]ndo, che più f^rve_e più s’avviva 2 5 6 8 114 ne l’`lito di Dioae nbi costumi, 2 6 avca sdpra di nei l’intfrna riva 2 (3) 6 8 tanto distante, che la sua parvenza, 1 4 8 117 là dgv’ iohira,janckr non appariva: 1 3 4 6 però non lbber limncchi mioi potpnza 2 4 6 8 di seguitar la coronata fiamma 4 8 120 che si levòqapprrsso sua semsnza. 4 6 8 E ctme fantolun che ’nvvr’ la mamma 2 6 8 twnde le braccia, pxi che ’l latte pryze, 1 4 (6) 8 123 per l’animo che ’nfin di fu{r s’infiamma; 2 6 8 ciascun di qu|i cand}ri~in sù si st€e 2 4 6 8 con la sua cima, sì che l’altoaff‚tto 4 (6) 8 126 ch’ƒlli„av eno†a Maria mi fu pal‡ˆe. 1 3 6 8 Indi rima‰er lì nel mio cospŠtto, 1 4 6 8 ‘R g n c[a]el ’ cantando sì d‹lce, 2 4 7 (9) 129 che mai da me non si partì ’l dilŒtto. 2 4 8 h quantaŽè l’ubertà che si sofflce 1 2 (3) 6 in qulle‘arche richissime che fu’ro (2) 3 6 132 a seminar qua giù bu“ne bob”lce! 4 6 7 Quivi si vive•e g–de del te—˜ro 1 4 6 che s’acquistò piang™ndo ne lošessilio 4 6 135 di Babillòn, ›ve si lasciò l’œro. 4 5 9

10 So ging der kreisende Gesang zu Ende. Zum Abschluß ließen all die andern Lichter 111 Marias Namen ringsherum erschallen. Der königliche Mantel aller Hüllen des Weltalls, der von Gottes Hauch und Walten 114 am glühendsten getrieben und beseelt wird, war mit der Innenseite seiner Wölbung so hoch und weit entfernt von meinem Standort, 117 daß sein Kristallglanz mich noch nicht erreichte. Drum waren meine Augen außerstande, der Flammenkrone nachzufolgen, die 120 sich auf des Sohnes Spur, entschwebend, hob. Und wie das Kind, das zu der Mutter hin, von der's die Milch empfing, die Ärmchen streckt, 123 im Drang des Herzens, der sich äußern muß, so strebte jedes dieser Lichter auf mit seiner Flamme, daß die hohe Liebe 126 mir kund ward, die sie zu Maria hegten. Dann weilten sie vor meinem Angesicht, »Regina coeli« singend, – oh, so schön, 129 daß nimmer mich die Lust daran verließ. Wie groß die angehäufte Fruchtbarkeit in diesen reichen Geistern, die hienieden 132 des Wortes Aussaat schon so gut besorgten! Hier lebt man von den Schätzen und genießt sie, die man im babylonischen Exil 135 mit Schmerz erwarb, dem Golde abgewandt.

11 Quivi trïunfa, stto l’alto Filio 1 4 (6) 8 di Diože di Maria, di sua vittŸria, 2 6 8 138 e con l’antico e col n¡vo concilio, 4 7 colui che ti¢n le chiavi di tal gl£ria. 2 4 6 9

12 Hier freut des Sieges sich, den er errang unter dem Sohne Gottes und der Jungfrau, 138 vom Alten und vom Neuen Bund umgeben, der Schlüsselträger dieser Herrlichkeit.

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