Paradiso – Canto 12

La Divina Commedia Paradiso Canto XII Das Lied des san Domenico Zeit: Donnerstag, 30. März 1301 (Mittwoch, 13. April 1300): nicht näher bestimmt (nach Ostern) Ort: Vierter Himmel: Sonne Personen: Dante, Beatrice, san Tommaso d’Aquino, san Bona- ventura da Bagnoregio, san Domenico, Illuminato da Rieti, Agostino d’Assisi, Ugo di San Vittore, Pietro Mangiadore, Pietro Ispano, Natan, san Giovanni Crisostomo, sant’Anselmo d’Aosta, Elio Donato, Rabano Mauro, Gioacchino da Fiore © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 Sì t sto c me l’ultima par la 1 2 (4) 6 la bened tta fiamma per dir t lse, 4 6 9 3 a rotar cominciò la santa m la; 3 6 8 e nel suo giro tutta non si v lse 4 6 prima ch’un’altra di c rchio la chiu e, 1 4 7 6 e m to a m to e canto a canto c lse; 2 4 6 8 canto che tanto vince n stre mu e, 1 4 6 8 n stre ser ne in qu lle d lci tube, 1 4 6 8 9 quanto primo splend r qu l ch’ ’ refu e. 1 3 6 8 C me si v lgon per t nera nube (1) 4 7 due archi paral lli e concol!ri, 2 6 12 quando"Iun#ne$a sua%anc&lla'iube, 1 4 6 8 nasc(ndo di qu)l d’*ntro qu+l di f,ri, 2 5 6 8 a gui-a del parlar di qu.lla vaga 2 6 8 15 ch’am/r consunse c0me s1l vap2ri, 2 4 8 e fanno qui la g3nte45sser pre6aga, 2 4 6 7 per lo patto che Dio con No7è pu89e, 3 6 9 18 del m:ndo che già mai più non s’allaga: 2 6 7 co;ì di qu<lle sempit=rne r>?e 2 4 8 volg@ensi circa nAi le due ghirlande, 2 4 6 8 21 e sì l’estrBmaCa l’intima rispuDEe. 2 4 6 PFi che ’l tripudioGe l’altra fHsta grande, 1 4 6 8 sì del cantareIe sì del fiammeggiarsi 1 4 6 24 luce con luce gaudïJKeLe blande, 1 4 8 insiMmeNa puntoOePa volQr quetarsi, 2 4 8 pur come liRScchi ch’al piacTr cheUi mVve 1 4 8 27 conviWneXinsiYme chiudereZe levarsi; 2 4 6

2 Kaum daß die segensreiche Flammenseele ihr letztes Wort zu mir gesprochen hatte, 3 begann das heilige Mühlrad sich zu drehen; und hatte noch den Umlauf nicht vollendet, als es ein zweiter Reif umschloß, so daß 6 sich Schwung mit Schwung und Sang mit Sang verbanden. Aus Himmels-Tuben quillt der Sang viel reiner als unsrer Musen und Sirenen Stimme; 9 wie erstes Licht den Abglanz übertrifft. In gleichem Lauf, in gleichen Farben wölben zwei Bogen sich durch zarte Wolken hin, 12 wenn Juno ihre Botin Iris schickt, und von dem innern Bogen kommt der äußre (wie Echorede der verliebten Nymphe, 15 die, gleich dem Dunste an der Sonne, schwand), und seit dem Pakt, den Gott mit Noah schloß, verspricht die Menschheit sich aus diesem Bogen, 18 daß nie die Welt mehr überflutet werde: so etwa schlangen sich die zwei Gewinde mit ewigem Blumenleuchten um uns her, 21 und so dem innern Kreis entsprach der äußre. Als nun der Reigen und das große Fest des Wechselsangs und Hin- und Widerblinkens 24 von Licht zu Licht mit Jubel und Liebkosung einmütig alles sich zugleich beruhigte, (genau wie auf Bewegers Wille uns 27 zugleich sich beide Augen zu- und auftun),

3 del c[r de l’una de le luci n\ve 2 4 8 si m]sse v^ce, che l’ago_a la st`lla 2 4 7 30 parar mi fbcecin vdlgermieal suo dfve; 2 4 6 e cominciò: «L’amgr che mi fa bhlla 4 6 (9) mi traggeia ragionar de l’altro duca 2 6 8 33 per cui del mio sì bjn ci si favklla. 2 4 6 Dlgnomè che, dnv’ è l’un, l’altro s’induca: 1 2 3 (4/5) 6 7 sì che, com’ plliqad una militaro, 2 4 6 36 corì la glsria ltrouinsivme luca. 2 4 6 8 L’esswrcito di Cristo, che sì caro 2 6 (9) costòxa rïarmar, diytroza la ’ns{gna 2 6 7 39 si mov|a tardo, sospecci}~oe raro, 3 4 8 quando lo ’mperad€r che smpre r‚gna 1 6 9 provideƒa la milizia, ch’„ra in f†rse, 2 6 8 42 per s‡la grazia, non per ˆsser d‰gna; 2 4 6 8 e, cŠme‹è dŒtto,a sua spŽa soccrse 1 2 4 7 con due campi‘ni,’al cui fare,“al cui dire 2 4 6 7 9 45 lo p”pol di•vïato si racc–rse. 2 6 In qu—lla parte˜™ve surgešad aprire 2 4 5 7 ›œfiro dlce le novžlle frŸnde 1 4 8 48 di che si v de¡Eur¢pa rivestire, 4 6 non m£lto lungi¤al percu¥ter de l’¦nde 2 4 7 di§tro¨a le quali, per la lunga f©ga, 1 4 8 51 lo sªl talv«lta¬ad gne®u¯m si nasc°nde, 2 4 (6) 7 si±de la fortunata Calar²ga 1 6 s³tto la protezi´n del grande scudo 1 6 8 54 in che soggiµce¶il le·¸ne¹e soggiºga: 4 7

4 da hob sich eine Stimme aus dem Herzen eines der neuen Lichte, so daß ich 30 nach ihm mich wandte, wie zum Stern die Nadel. Und also sprach's: »Die Liebe, die mich adelt, verlockt mich, daß ich jenen Führer preise, 33 um dessentwillen man den meinen lobt. Wo einer ist, soll auch der andre gelten, damit, wie beide für ein Einziges kämpften, 36 auch ihres Ruhmes Licht vereinigt sei. Es hat gar viel gekostet, Christi Heerschar neu zu bewaffnen; langsam folgte sie 39 und zaghaft, spärlich nur dem Kreuzeszeichen, bis daß der Kaiser, der ohn Ende herrschet, für das bedrängte Kriegsvolk Sorge traf – 42 aus Gnade nur, nicht weil es würdig war. Der Sache seiner Braut zu helfen, sandte ER, wie gesagt, zwei Kämpen, die mit Tat 45 und Rat das Volk in Ordnung wieder brachten. Im Land, aus dem der sanfte Zephir kommt, der zur Erneurung von Europas Kleid 48 die jungen Blätter zur Entfaltung bringt, nicht ferne von der Brandung jener Wogen, in die sich eifervoll und lange oft 51 die Sonne senkt, vor Menschen sich zu bergen, liegt Calahorra, die beglückte Stadt, im Schutze eines großen Schilds, auf dem 54 der Löwe unterliegt und unterjocht.

5 d»ntro vi nacque l’amor¼½o drudo 1 4 8 de la f¾de cristiana,¿il santoÀatlÁta 3 6 8 57 benignoÂa’ suÃiÄeÅa’ nemici crudo; 2 4 8 e cÆme fu creÇata, fu replÈta (4) 6 (8) sì la sua mÉnte di viva virtute, 1 4 7 60 che, ne la madre, lÊi fËce profÌta. 1 4 6 7 PÍi che le sponsalizie fuÎr compiute 1 6 8 al sacro fÏnteÐintra luiÑe la FÒde, 2 4 (5) 7 63 u’ si dotar di mutüa salute, 4 6 la dÓnna che per lui l’assÔnso diÕde, 2 6 8 vide nel sÖnno×il mirabile frutto 1 4 7 66 ch’uscir dovØa di luiÙe de le rÚde; 2 4 6 e perché fÛsse qual ÜraÝin costrutto, 3 4 7 quinci si mÞsse spiritoßa nomarlo 1 4 6 69 del possessivo di cuiàára tutto. 4 7 8 Domânico fu dãtto;äeåio ne parlo 2 6 8 sì cæme de l’agricola che Cristo ([1/] 2) 6 72 elçsseèa l’érto suo per aêiutarlo. 2 4 6 Bën parve mìssoíe famigliar di Cristo: 1 2 4 8 ché ’l primoîamïr che ’n lui fu manifðsto, 2 4 6 (7) 75 fuñal primo consiglio che diè Cristo. (1) 3 6 9 Spòsse fïate fu tócitoôe dõsto 1 4 7 trovatoöin t÷rra da la sua nutrice, 2 4 8 78 cøme dicùsse:ú‘Io sûn venutoüa quýsto’. 4 (5.6) 8 þh padre suo veram nte Felice! 1 2 4 7 h madre sua veram nte Giovanna, 1 2 4 7 81 se, interpretata, val c me si dice! 1 4 6

6 Dort ward der Liebende im Glauben Christi, der heilige Athlet, geboren, gütig 57 den Seinen und den Feinden fürchterlich. Und, kaum erschaffen, wurde seine Seele mit so lebendigen Kräften schon erfüllt, 60 daß es die Mutter seherisch ergriff. Als dann am heiligen Brunnen das Gelübde des Glaubens mit ihm abgeschlossen wurde, 63 durch das sich beide Teile kräftigten, da sah die Frau, die Ja für ihn gesagt, in einem Traum die wunderbare Frucht, 66 die ihm und seinen Jüngern wachsen sollte. Damit er, was er war, im Wortlaut würde, erteilte ihm der Geist den Eigennamen, 69 nach DEM, dem er so ganz zu eigen war. Dominicus ward er genannt. Ich deut es als Landarbeiter, den sich Christus wählte, 72 damit er ihm den Garten bauen hülfe. Als Diener und als Bote Christi wahrlich erwies er sich, denn seine erste Neigung 75 trieb ihn zum ersten Rat, den Christus gab. Oft wurde er am Boden liegend, schweigsam und wach, von seiner Amme aufgefunden, 78 als wollt er sagen: dazu kam ich her. Ein wahrhaft ›Glücklicher‹, sein Vater Felix, eine ›Begnadete‹ Johanna wahrlich, 81 die Mutter, so die Deutung richtig ist.

7 Non per lo m ndo, per cui m s’affanna 1 4 (7) 8 di r tro ad Ostï nse e a Tadd o, 2 6 84 ma per am r de la verace manna 4 8 in picciol t mpo gran dott r si f o; 2 4 6 8 tal che si mi e a circüir la vigna 1 4 8 87 che tosto imbianca, se ’l vigna io è r o. 2 4 8 E a la s dia che fu già benigna 4 8 più a’ p veri giusti, non per l i, 1 3 6 8 90 ma per colui che si de, che traligna, 4 6 non dispensare o due o tr per s!i, 1 4 6 8 non la fortuna di prima vacante, 1 4 7 93 non d c m s, quae sunt paup r m D , 1 2 (6) 7 addimandò, ma c"ntro#al m$ndo%errante 4 6 8 lic&nza di combatter per lo s'me 2 6 96 del qual ti fascian ventiquattro piante. 2 4 8 P(i, con dottrina)e con vol*re+insi,me, 1 4 8 con l’officio-appost.lico si m/sse 3 6 99 qua0i torr1nte ch’alta v2na pr3me; 1 4 6 8 e ne li st4rpi5er6tici perc7sse 4 6 l’8mpeto suo, più vivam9nte quivi 1 4 (5) 8 102 d:ve le re;ist<nze=>ran più gr?sse. 1 6 7 (9) Di lui si f@cer pAi divBrsi rivi 2 (4) 6 8 Cnde l’Drto catElico si riga, 1 3 6 105 sì cheFi suGiHarbuscIlli stan più vivi. 1 3 6 8 Se tal fu l’una rJta de la biga 2 (3/4) 6 in che la Santa ChiKLa si difMNe 4 6 108 e vinseOin campo la sua civil briga, 2 4 (7) 9

8 Nicht für die Welt, für die man heut die Bände des Manns von Ostia und Thaddeum wälzt, 84 nur um des echten Himmelsbrotes willen erwarb er schnell sich Geltung als Gelehrter und überwachte rings des Glaubens Weinberg, 87 der unter schlechten Winzern rasch entartet. Und von dem Stuhl, der einst der frommen Armut so gütig war, und ist's nur deshalb nicht mehr, 90 weil ein Entarteter ihn jetzt besitzt, erbat er sich: – nicht Nachlaß in der Leistung, nicht den Genuß der nächsten offnen Pfründe, 93 auch nicht den Zehnten aus der Armenhilfe, um die Erlaubnis bat er, gegen Ketzer zu kämpfen für die gute Saat, aus der 96 dich vierundzwanzig Schößlinge umkränzen. Mit Lehre dann und Leidenschaft zugleich und apostolischem Amte drang er vor, 99 ein Gießbach, der mit mächtigem Gefäll die ketzerischen Wurzelstöcke traf und übrall, wo sie massig widerstanden, 102 nur desto lebhafter sich auf die stürzte. Sodann verlief er in verschiedne Bächlein, durch die der Kirche Garten sich bewässert 105 und seine Bäumlein grünend sich beleben. – Wenn so das eine Rad des Wagens war, auf dem die heilige Kirche wehrhaft stand, 108 siegreich den Bürgerkrieg im Feld begleichend,

9 bPn ti dovrQbbeRassaiSTsser palUVe 1 4 6 7 l’eccellWnza de l’altra, di cui TXmma 3 6 9 111 dinanziYal mio venir fu sì cortZ[e. 2 4 6 8 Ma l’\rbita che fé la parte s]mma 2 6 8 di sua circunfer^nza,_è derelitta, 2 6 7 114 sì ch’è la muffa d`v’ ara la grbmma. 1.2 4 7 La sua famiglia, che si mcsse dritta 2 4 8 cdi piedifa le sueghrme,iè tanto vjlta, 2 6 8 117 che qukl dinanzila quml di rntro gitta; 2 4 6 8 e tosto si vedrà de la ricplta 2 6 de la mala coltura, quandoqil lrglio 3 6 8 120 si lagnerà che l’arca li sia tslta. 4 6 (9) Btn dico, chi cercasseua fvgliowa fxglio (1) 2 6 8 nystro volume,zanc{r trover|a carta 1 4 6 9 123 u’ legger}bbe~“I’ mi sn qu€l ch’i’ sglio”; 4 5 7 (8.9) ma non f‚a da Caƒal né d’Acquasparta, 3 6 (7) là„ nde v†gnon tali‡a la scrittura, 2 4 6 126 ch’uno la fuggeˆe‰altro la coŠarta. 1 4 6 Io s‹n la vita di Bonaventura (1) 2 4 da BagnorŒgio, che n’ grandiŽoffici 4 8 129 sempre pospui la sinistra cura. 1 4 8 Illuminato‘e’Augustin s“n quici, 4 8 che fu”r d•’ primi scalzi pover–lli 2 4 6 132 che nel cap—stro˜a Dio si f™rošamici. 4 6 8 Ugo da San Vitt›reœè qui con lli, 1 4 6 8 e Pižtro MangiadŸre e Pi¡tro Spano, 2 6 8 135 lo qual giù luce¢in d£dici lib¤lli; 2 (3) 4 6

10 so muß dir jetzt erst recht verständlich werden die Trefflichkeit des andern, des von Thomas, 111 bevor ich kam, so fein Gepriesenen. Doch das Geleise, vorgezeichnet von des Rades Reif, ist nunmehr ganz verlassen, 114 und Schimmel wächst, wo vorher Kruste war. Die so gerade auf des Rades Spur einhergegangen, sie sind umgekehrt. 117 Der Vordere stößt auf den Hintermann. Beim Schnitt des schlechtbebauten Feldes muß es bald sich zeigen; denn das Unkraut wird, 120 vom Speicher ausgeschlossen, elend sein. Gewiß, wer Blatt um Blatt in unserm Buche durchsuchte, fände wohl auch Seiten, wo 123 zu lesen ständ: ich bin der Alte noch – doch bei Casal und Acquasparta nicht; denn dort mißhandelt man den Text der Schrift: 126 der eine lockert ihn, der andre zwängt. Ich bin die Seele des Bonaventura von Bagnoregio, der die hohen Pflichten 129 den weltlichen Geschäften immer vorzog. Illuminat und Augustin sind hier, die ersten der barfüßigen Bettelmönche, 132 für Gottes Sache mit dem Strick gegürtet. Mit ihnen Hugo von Sankt Victor und Petrus Comestor und Petrus Hispanus, 135 berühmt auf Erden durch die logischen Büchlein,

11 Natàn prof¥ta¦e ’l metropolitano 2 4 Cri§¨stomo©eªAns«lmo¬e qu l Donato 2 6 8 138 ch’a la prim’ arte degnò p®rre mano. 4 7 8 Rab¯no°è qui,±e lucemi dallato 2 4 6 il calavr²³e´abate Giovacchino 4 6 141 di spirito profµtico dotato. 2 6 Ad inveggiar cotanto paladino 4 6 mi m¶sse l’infiammata corte·ia 2 6 144 di fra Tomma¸o¹e ’l discrºto latino; 2 4 7 e m»sse m¼co qu½sta compagnia». 2 4 6

12 und Nathan, der Prophet, Chrysostomus und Anselm und der biedere Donat, 138 dem wir des Wissens erste Stufe danken, Rabanus auch, und mir zur Seite leuchtet Abt Joachim von Fiore in Kalabrien, 141 der mit Prophetenblick des Geists begabt war. Den großen Paladin Dominicus zu loben, trieb die Huldigung mich an, 144 die edle, flammende des Bruders Thomas, davon auch diese Schar ergriffen wurde.«

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