Paradiso – Canto 10

10 Das fünfte Licht, das schönste unsres Kreises, flammt auf von solcher Liebe, daß die Welt 111 mit Neugier Nachrichten darüber sucht; es wohnt der mächtigste Verstand in ihm, von tiefer Weisheit wahrlich so erfüllt, 114 daß an Erkenntnis ihm kein zweiter gleichkommt. Du siehst sodann die Flamme jenes Lichtes, das schon im Fleisch Natur und Amt der Engel 117 bis tief ins Wesen zu erschauen wußte. In jenem kleinen, nächsten Lichte lächelt der Anwalt christlicher Jahrhunderte, 120 auf dessen Text sich Augustinus stützte. Wenn du bedächtigen Auges weiterziehst von Licht zu Lichte meinem Lobspruch nach, 123 so bist du jetzt begierig auf das achte. In ihm erglänzt, vom Anblick alles Heils beglückt, die heilige Seele, die den Trug 126 der Welt dem aufmerksamen Hörer kundtut. Der Leib, aus dem man sie verjagte, liegt begraben in Cieldauro; aus Verbannung 129 und Marter hob sie sich zu diesem Frieden. Sodann siehst du die Feuergeister wehn von Isidor, von Beda und von Richard, 132 der schauend Menschengrenzen überflog. Das letzte Licht, von dem dein Aug zu mir zurückkehrt, ist der Geist, der, tief versunken 135 in ernstes Denken, nach dem Tod sich sehnte:

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