Inferno – Canto 6

La Divina Commedia Inferno Canto VI Das Lied des Ciacco Zeit: Samstag, 25. März 1301 (Freitag, 8. April 1300): gegen Mitternacht Ort: Kreis III: Schlemmer Personen: Dante, Virgilio, Ciacco, Cerbero © 2021 Dr. M. Junker: Fonetik, Metrik & Akzente farbig, geschützt d. Namirial SpA © 1994 Le Lettere: Kritische Textausgabe der Divina Commedia (Giorgio Petrocchi) Deutsch von Karl Vossler: 1942/1945 (Atlantis)/1960 (Bertelsmann Lesering)

1 Al tornar de la m nte, che si chiuse 3 6 dinanzi a la pietà d’i due cognati, 2 6 3 che di trestizia tutto mi confuse, 4 6 n vi torm nti e n vi tormentati 1 4 6 mi v ggio int rno, c me ch’io mi m va 2 4 6/8 6 e ch’io mi v lga, e c me che io guati. 2 4 6 9 Io s no al t rzo c rchio, de la pi va 2 4 6 ett rna, malad tta, fr dda e gr ve; 2 6 8 9 r gola e qualità mai non l’ è n va. 1 6 7 Grandine gr ssa, acqua tinta e n ve 1 4 6 8 per l’!ere tenebr"#o si riv$rsa; 2 6 12 pute la t%rra che qu&sto ric've. 1 4 7 C(rbero, fi)ra crud*le+e div,rsa, 1 4 7 con tr- g.le caninam/nte latra 3 8 15 s0vra la g1nte che quivi2è somm3rsa. 1 4 7 Li45cchi6ha vermigli, la barba7unta8e9atra, 1 4 7 8 e ’l v:ntre largo,;e<unghiate le mani; 2 4 7 18 graffia li spirti=ed isc>?ia@ed isquatra. 1 4 7 Urlar li fa la piAggia cBme cani; 2 4 6 de l’un de’ lati fannoCa l’altro schDrmo; 2 4 6 8 21 vElgonsi spFssoGi miHeri profani. 1 4 6 Quando ci scIrse CJrbero,Kil gran vLrmo, 1 4 6 9 le bMccheNapOrsePe mostrQcci le sanne; 2 4 7 24 non avRa mSmbro che tenTsse fUrmo. 3 4 8 E ’l duca mio distVWe le sue spanne, 2 4 6 prXYe la tZrra,[e con pi\ne le pugna 1 4 7 27 la gittò d]ntro^a le bram_`e canne. 3 4 8

2 Besinnung, die mir angesichts der Not der zwei Verschwägerten, gelähmt und starr 3 und ganz getrübt war, hellte sich mir wieder. Und siehe! Neue Qualen und Gequälte umringen mich, wohin ich mich bewege, 6 wie ich mich wende, hin und wider blicke. Ich bin im dritten Kreis, in einem Regen, der ewig, flucherfüllt und schwer und kalt 9 herunterströmt, derselbe unaufhörlich. Von Hagelkörnern, Schnee und schmutzigem Wasser ein Mischmasch; gießt es durch die Finsternis; 12 die aufgeweichte Erde stinkt davon. Das grimme Hundescheusal, Zerberus, läßt hündisch aus drei Rachen sein Gebell 15 auf Menschen, die in Schlamm versinken, los. Mit unterlaufnen Augen, schmierigem Schnauzbart, geblähtem Wanst und krallig scharfen Pfoten 18 zerkratzt, zerreißt und schindet er die Seelen, die auch wie Hunde unterm Regen heulen, bald die, bald jene Seite schirmen wollen, 21 sich emsig im verfluchten Elend wälzend. Als Zerberus, der Drache, uns erblickte, riß er die Mäuler auf, bleckte die Hauer 24 und zitterte vor Wut an allen Gliedern. Mein Führer spreizte seine Hände aus, ergriff die Erde, und aus vollen Fäusten 27 hinein in die drei Schlünde warf er sie.

3 Qual è qual cane ch’abbabiandocagdgna, 2 4 8 e si racqueta pfi che ’l pasto mgrde, 4 6 8 30 ché shloia divorarlojintkndele pugna, 2 6 8 cotai si fmcer qunlle facce lorde 2 4 6 8 de lo dempnio Cqrbero, che ’ntrrna 4 6 33 l’anime sì, ch’ssser vorrtbber surde. 1 4 5 8 Noi passavam su per l’vmbre chewadxna 1 4 5 7 la gryve pizggia,{e ponavam le piante 2 4 8 36 s|vra l}r vanità che par pers~na. 1 3 6 8 lle giac€an per trra tutte quante, 1 4 6 8 fu‚r d’una ch’a sedƒr si levò, ratto 2 6 9 39 ch’„lla ci vide passarsi davante. 1 4 7 « tu che s†’ per qu‡sto ’nfˆrno tratto», 2 4 6 8 mi disse, «ricon‰scimi, se sai: 2 6 42 tu fŠsti, prima ch’io disfatto, fatto». 2 4 6 8 E‹ioŒa lui: «L’angscia che tuŽhai 2 4 6 frse ti tira fur de la mia m‘nte, 1 4 6 45 sì che non par ch’i’ ti ved’ssi mai. 1 4 8 Ma dimmi chi tu s“’ che ’n sì dol”nte 2 6 8 l•co se’ m–sso,—e˜hai sì fatta p™na, 1 4 6 8 48 che, s’altrašè maggio, nulla›è sì spiacœnte». 2 4 6 Ed lliža me: «La tua città, ch’è piŸna 2 4 8 d’invidia sì che già trab cca¡il sacco, 2 4 6 8 51 s¢co mi t£nne¤in la vita ser¥na. 1 4 7 V¦i cittadini mi chiamaste Ciacco: 4 8 per la dann§¨a c©lpa de la gªla, 4 6 54 come tu v«di,¬a la pi ggia mi fiacco. 1 4 7

4 Als wie ein Hund, der nach der Beute bellt und stille wird, sobald er sie im Biß hat 30 und nur noch ringt und würgt, sie zu verschlucken, so taten die drei schmutzigen Teufelsschnauzen des Zerberus, der sonst so dröhnend bellt, 33 daß jede Seele lieber taub sein möchte. Wir schritten über Schattenleiber hin, vom Regen schwer bedrängte, und wir traten 36 mit Füßen ihre nichtige Gestalt. Sie lagen allesamt am Boden; nur ein einziger Schatten setzt’ sich jählings auf, 39 da er uns sah, wie wir vorübergingen. »Der du dich durch die Hölle schleifen lässest«, rief er, »besinn dich, ob du mich erkennst. 42 Du tratst ja in die Welt, bevor ich abtrat.« »Es ist wohl« , sagt’ ich, »deine Seelennot, daß du für mich nicht mehr erkennbar bist 45 und fremd, als hätte ich dich nie gesehen. Doch sag mir, wer du bist, daß du hieher zu solcher Strafe schmerzlich kommen mußtest; 48 mag’s größre geben, mißlichere nicht.« Und er zu mir: »In deiner Stadt, die voll ist von Neid und Mißgunst bis zum überlaufen, 51 wurd ich gehegt ein heitres Leben lang. Ihr Bürger nanntet mich den schweinischen Ciacco, und durch die schlimme Schuld der Schlemmerei 54 muß ich dem Regen, wie du siehst, erliegen.

5 E®io¯anima trista non s°n s±la, 2 3 6 ché tutte qu²ste³a simil p´na stanno 2 4 6 8 57 per simil cµlpa».¶E più non fé par·la. 2 4 6 8 Io li rispu¸¹i: «Ciacco,ºil tuo»affanno 1 4 6 mi p¼½a sì, ch’a lagrimar mi ’nvita; 2 4 8 60 ma dimmi, se tu sai,¾a che verranno 2 6 li cittadin de la città partita; 4 8 s’alcun v’è giusto;¿e dimmi la cagiÀne 2 4 6 63 per che l’ha tanta discÁrdiaÂassalita». 2/3 4 7 E quÃlliÄa me: «DÅpo lunga tenciÆne 2 4 5 7 verrannoÇal sangue,Èe la parte selvaggia 2 4 7 66 caccerà l’altra con mÉltaÊoffensiËne. 3 4 7 PÌiÍapprÎsso conviÏn che quÐsta caggia 1 (3) 6 (8) infra tre sÑli,Òe che l’altra sormÓnti 1 4 7 69 con la fÔrza di tal che testé piaggia. 3 6 9 Alte terrà lungo tÕmpo le frÖnti, 1 4 5 7 ten×ndo l’altra sØtto gravi pÙÚi, 2 4 6 8 72 cÛme che di ciò piangaÜo che n’aÝÞnti. 1 5 6 Giusti sßn due,àe non vi sánoâintãäi; 1 4 8 supårbia,æinvidiaçeèavarizia séno 2 4 8 75 le tre faville c’hannoêi cuëriìaccíîi». 4 6 8 Qui puïðe fineñal lagrimabil suòno. 1 2 4 8 Eóioôa lui:õ«Ancör v÷’ che mi ’nsøgni 2 4 6 7 78 e che di più parlar mi facci dùno. 4 6 8 Farinataúe ’l Tegghiaio, che fuûr sì dügni, 3 6 8 Iacopo Rusticucci,ýArrigoþe ’l M sca 1 6 8 81 e li altri ch’a b n far pu ser li ’ng gni, 2 6 7

6 Ich bin hier nicht allein in meinem Elend. Mir gleichen alle Seelen rings herum 57 an Schuld und Strafe.« Jetzt verstummte er. Ich sagt’ ihm: »Ciacco, mich bedrückt gar sehr dein Kummer, und ich möchte mit dir weinen. 60 Doch sag mir, wenn du’s weißt, wie wird das enden mit diesem Bürgerzwist in unsrer Stadt, und gibt’s noch einen Mann des Rechts, und wie 63 hat solche Zwietracht sich entfesseln können?« Und er: »Nach langem Zanke wird es dort zum Blutvergießen kommen, und die wilde 66 Partei verdrängt gehässig aus der Stadt die andre. Sodann muß wiederum der Sieger fallen im dritten Jahr, und steigt der Gegner hoch 69 durch eine Macht, die jetzt noch schwankt und tastet. Und lang wird er die Herrschermiene tragen und unter schwerem Druck die andern halten, 72 so sehr sie drüber klagen und sich kränken. Gerecht sind zwei, die finden kein Gehör. Von Hoffart, Neid und Habsucht angesteckt, 75 entbrennen die Gemüter in der Stadt.« Und also endet er den Klageton. Ich aber sprach: »Noch mehr möcht ich erfahren, 78 willst du dein Wort mir nicht noch weiter schenken? Vom wackren Farinata und Tegghiaio, von Jakob Rusticucci, Heinz und Mosca, 81 und von den andern, die das Beste wollten,

7 dimmi ve s no e fa ch’io li con sca; 1 4 6 ché gran di io mi stringe di sav re (2) 4 6 84 se ’l ci l li add lcia o lo ’nf rno li att sca». 2 4 7 E qu lli: « i s n tra l’anime più n re; 2 3/4 6 div rse c lpe giù li grava al f ndo: 2 4 6 8 87 se tanto sc ndi, là i potrai ved re. 2 4 6/8 Ma quando tu sarai nel d lce m!ndo, 2 6 8 pri"goti ch’a la m#nte$altrui mi r%chi: 1 6 8 90 più non ti dico&e più non ti risp'ndo». 1 4 6 Li diritti()cchi t*rse+all,ra-in bi.chi; 3 4 6 8 guard/mmi0un p1co2e p3i chinò la t4sta: 2 4 6 8 93 cadde con 5ssa6a par de li7altri ci8chi. 1 4 6 8 E ’l duca disse9a me: «Più non si d:sta 2 4 6 7 di qua dal su;n de l’ang<lica tr=mba, 2 4 7 96 quando verrà la nimica pod>sta: 1 4 7 ciascun rivederà la trista t?mba, 2 6 (8) ripiglierà sua carne@e sua figura, 4 6 99 udirà quel ch’in ettArno rimbBmba». 3 4 7 Sì trapassammo per sCzza mistura 1 4 7 de l’DmbreEe de la piFggia,Ga passi lHnti, 2 6 8 102 toccandoIun pJco la vita futura; 2 4 7 per ch’io dissi: «MaKLstro,MNsti tormOnti 3 6 7 crescerann’ Pi dQpo la gran sentRnza, 4 5 8 105 fSer minTri,Uo saran sì cocVnti?». 2 4 7 Ed WlliXa me: «RitYrnaZa tua scï[nza, 2 4 6 che vu\l, quanto la c]^a_è più perf`tta, 2 3 6 8 108 più santabil bene,ce codì la doglienza. 2 4 7

8 sag an, wo sind sie, daß ich sie besuche. Gar heftig treibt es mich, zu wissen, ob 84 der Himmel sie beglückt, die Höll sie plagt.« Und er: »Sie wohnen bei den Dunkelsten, von vieler Schuld bis auf den Grund gedrückt. 87 Wenn du so tief hinabsteigst, kannst sie sehen. Doch bitt ich, daß du in der hellen Welt den Lebenden mich ins Gedächtnis bringst. 90 Dies soll mein letzte Red und Antwort sein.« Und schon verdrehten sich ihm beide Augen, kaum sah er noch auf mich, neigte den Kopf 93 voran und sank wie blind den andern zu. »Der wird nicht wieder wach« , sagte mein Meister, »bis daß die himmlische Posaune schallt, 96 und feindlich kommt die große Macht gezogen. Dann tastet jeder sich nach seinem Grab und seiner fleischlichen Gestalt zurück 99 und hört den ewig donnernden Bescheid.« Wir schritten langsam durch das häßliche Gemisch von Schattenmensch und Regenflut 102 und sprachen einiges vom künft’gen Leben, wobei ich forschte: »Meister, diese Qualen vermehren oder mindern sie sich auf 105 den großen Spruch hin oder bleiben so?« »Besinne dich auf deinen Philosophen«, erwidert er, »der will, daß je vollkommner 108 ein Wesen, desto feiner sein Empfinden

9 Tutto che qufsta ggnte maladhtta 1 4 6 in vira perfezijn già mai non vada, 2 6 8 111 di là più che di quaklsseremaspntta». 2 6 7 Noioaggirammopa tqndo qurlla strada, 4 6 8 parlando piùsassai ch’i’ non ridico; 2 6 114 venimmotal punto duve si digrada: 2 4 6 quivi trovammo Pluto,vil gran nemico. 1 4 6 8

10 für Lust und Leid. Obschon das Höllenvolk niemals zum echt Vollkommenen gelangt, 111 erwartet es dereinst sich doch ein Mehr.« Wir wanderten des Weges Kurve hin und sprachen mancherlei, das ich verschweige; 114 und als wir an den Ort zum Abstieg kamen, gewahrten wir den Widersacher Plutus.

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