Inferno – Canto 4

2 Ein dumpfer Donner brach den tiefen Schlaf im Haupte mir und jäh fuhr ich empor, 3 wie ein gewaltsam Wachgerüttelter. Das ausgeruhte Auge ließ ich wandern ringsum und in die Höh und blickte scharf, 6 um auszukunden, wo ich denn nun war. Und in der Tat, am Rand des Tales stand ich, das in den Abgrund allen Schmerzes führt, 9 wo ungezähltes Weh sich staut und rollt. Ein dunkles, tiefes, nebeldunstig Tal. So weit mein Blick hinunterbohren mochte, 12 erfaßt er nirgend ein bestimmtes Ding. »Wir steigen jetzt hinab ins blinde Reich.« Mein Dichter sprach’s und wurde totenblaß. 15 »Ich will vorangehn, und du sollst mir folgen.« Wie er erblaßte, hatt ich wohl bemerkt und sprach: » Wie soll ich gehn, wenn du erschauerst, 18 der du mich Zagenden zu stärken pflegst.« »Die Not der Menschen, die da unten zittern«, erwidert er, »verfärbt mir das Gesicht, 21 und Mitleid ist, was du als Furcht verstehst. Doch vorwärts! Eile heischt der lange Weg.« Und damit drang er ein und führt mich ein 24 zum ersten Ring, der um den Abgrund läuft. Da war, soviel man lauschend merken konnte, kein Weinen, nur ein leises Seufzen noch, 27 das zitternd durch die ewigen Lüfte ging;

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