Inferno – Canto 1

6 Dem Manne gleich, der auf Gewinn erpicht und dem zur Stunde des Verlustes dann 57 sein ganzes Denken trüb und kläglich wird, ward ich durch jenes ruhelose Tier, wie’s mir entgegenkam und Schritt für Schritt 60 mich abwärts und zurück ins Dunkel drängte. Indem ich so ins Tiefe sank und fiel, erstand ein Mensch vor meinen Augen, der 63 wohl lange ohne Kraft und Stimme schon in weiter Einsamkeit gewesen war. »Erbarm dich meiner!« rief ich. »Wer du seist, 66 ein Schatten oder ein lebend’ger Mensch!« »Ich bin«, sprach er, »kein Mensch, doch war ich’s einst, und aus Lombardien stammten meine Eltern 69 und beider Heimatstadt war Mantua. Ich wurde noch geboren unter Julius und lebt’ in Rom unter dem guten Herrn 72 Augustus in der Zeit der Heidengötter. Als Dichter sang ich des Anchises Sohn, den Treuen, der zu uns von Troja kam, 75 nachdem das stolze Ilion verbrannt. Doch du, warum zurück in argen Jammer und nicht hinauf den wonnereichen Berg, 78 allwo der Urquell echter Freude springt?« »Vergilius also bist du, bist der Born, aus dem so reich die goldnen Worte strömen?« 81 Ich sprach es schüchtern mit gesenkter Stirn.

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